Bei herrlichem Sonnenschein im
Breisgau, während eines schönen, langen Spaziergangs nach einem
kurzen Stadtbummel kam mir ein blitzartiger Gedanke, der sich zwar
seit Jahren immer wieder leicht und spannungsgeladen vibirierend
angekündigt hatte, dann aber wieder im Gemurmel der Gedanken,
Gefühle und Geschehnisse untergetaucht war. sich aber nun zusammen
mit dem Anblick eines Schwarzwaldplakates seinen Weg nach oben
bahnte:
Ich ...
bin ...
heimatgelöst.
Völlig.
Damit meine ich nicht: "Einsam"-
denn das bin ich weiß Gott nicht, ganz im Gegenteil. Dazu kenne ich
zu viele Leute, dazu mag ich zu viele Menschen, dazu bin ich zu
kontaktfreudig und offen.
Nein, ich meine eher: gelöst von einer
gefühlsduselig-patriotischen "Schollenverbundenheit", von
einer Landschaftsgeruch, einer Atmosphäre, einer Schwingung in der
Luft und von "den Menschen" einer Zeit, einer Generation,
eines Landstrichs oder einer Mentalität. Where ever I lay my hat
there is my home" ist es nicht, eher "where ever I feel
myself - there is a kind of inner home".
Also: heimatgelöst - heimatlos.
Irgendetwas dazwischen.
Und das mir, dem Familienmenschen und Lokalpatrioten.
Angebahnt hat sich diese Entwicklung eigentlich schon auf dem
Jakobsweg 2009, als ich das erste Mal bewusst alles losgelassen hatte
unf "mal weg" war. Wie schön war es, sich völlig Eins zu
fühlen mit dem jeweiligen Augenblick, sich als Teil eines
unbekannten Ganzen zu empfinden und...lösgelöst zu sein ohne sich
"im Urlaub" zu befinden. Losgelöst...
... tja... einzige, wirklich einzige
Ausnahme: Eine Art von Heimat war die geistige .... und Seelenwelt
meiner Ex-Lebens- und Wandergefährtin. Dort war ich echt verhaftet und gerne zu Hause, diese Welt war
mir wirklich wichtig. Und es war mit wichtig, dass sie sich dort (in
ihrer Innenwelt) auch frei und kommod fühlt. Hat sie aber nur,
solange sie sich körperlich attraktiv fand. Dann blühte sie
innerlich auf und wurde zu einem "schönen" Menschen, im
Sinne eines Zusammenspiels von von Innerem und Äußerlichkeiten.
ann kamen die ersten Alterungsspuren. ....Derzeit geht sie Jackys Weg: Überbetonung des Äußeren (ohne Frage
blüht sie richtig auf) und Vernachlässigung, Verkünnerung und ... irgendwie ...."Verhäßlichung" des
Inneren. Verblüffend.
Mir hingegen waren und sind Körper
nicht wichtig - das "Dahinter" ist es. Mich hat es noch nie
wegen des "Körpers", des Aussehens zu jemandem hningezgen
oder von jemandem abgestoßen - es waren instinktiv immer das
"Wesen", die "Seelen" (wenn man so will). Ich
schauen immer in und hinter die Augen, interessiert und wohlwollend
- und bei allem, was ich einem Menschen gegenüber sage und tue,
drängt es mich, dem Gefühl auszudrücken: " Ich ... meine...
Dich. Genau Dich. Nur Dich ! " Auch verblüffend.
Warum ich das schreibe: Ich lese gerade
(auf einer Bank im Sonnenschein) Christina Zackers "Muss denn Fado fade sein" (Heyne) - und
was passiert? "Saudade" ergreift mich ungestüm - das
(nicht übersetzbare) Gefühl des sich sehnsüchtig- wehmütig
hingezogen Fühlens zu "irgendetwas nicht Greifbarem", zu
"etwas Anderem" - zu Ferne, Tiefe, Seele, Gefühl. In
"saudade"-Stimmung könnte ich lachen und heulen
gleichzeitig. Vielleicht wäre "Sehnmut" eine passende
Übersetzung....Sehnmut nach .. hm... bei mir vielleicht nach einer inneren
Heimat, einer Heimat im Inneren, bei MIR - und abhängig vom Aufenthaltsort.
Auch der Sehmmut, der Saudade, nähere ich mich durch den Gedanken an Portugal. Schon wieder Portugal. Zufall?
Heimatgelöst. Bin ich es gerne? Es
ist unbekannt, schwebend, nebelig. Angst habe ich keine. Nicht mehr.
Allerdings schwingt zugegebenermaßen gehörig Lampenfieber mit vor
dem, was da kommt.
Was will mir also das Leben mit
diesem Gefühl der Heimtgelöstheit zeigen? Warum bin ich dort
gelandet? Negativ ist das ja nicht- im Gegenteil: Alles steht offen.
Das "wann ?", das "wo ?", das "wohin ?".
Und eigentlich auch das "wer".
Saudade.
Im Breisgau.