Samstag, 13. Oktober 2012

Saudade


Bei herrlichem Sonnenschein im Breisgau, während eines schönen, langen Spaziergangs nach einem kurzen Stadtbummel kam mir ein blitzartiger Gedanke, der sich zwar seit Jahren immer wieder leicht und spannungsgeladen vibirierend angekündigt hatte, dann aber wieder im Gemurmel der Gedanken, Gefühle und Geschehnisse untergetaucht war. sich aber nun zusammen mit dem Anblick eines Schwarzwaldplakates seinen Weg nach oben bahnte:

Ich ...
bin ...
heimatgelöst.
Völlig.

Damit meine ich nicht: "Einsam"- denn das bin ich weiß Gott nicht, ganz im Gegenteil. Dazu kenne ich zu viele Leute, dazu mag ich zu viele Menschen, dazu bin ich zu kontaktfreudig und offen.

Nein, ich meine eher: gelöst von einer gefühlsduselig-patriotischen "Schollenverbundenheit", von einer Landschaftsgeruch, einer Atmosphäre, einer Schwingung in der Luft und von "den Menschen" einer Zeit, einer Generation, eines Landstrichs oder einer Mentalität. Where ever I lay my hat there is my home" ist es nicht, eher "where ever I feel myself - there is a kind of inner home".

Also: heimatgelöst - heimatlos. Irgendetwas dazwischen.

Und das mir, dem Familienmenschen und Lokalpatrioten. Angebahnt hat sich diese Entwicklung eigentlich schon auf dem Jakobsweg 2009, als ich das erste Mal bewusst alles losgelassen hatte unf "mal weg" war. Wie schön war es, sich völlig Eins zu fühlen mit dem jeweiligen Augenblick, sich als Teil eines unbekannten Ganzen zu empfinden und...lösgelöst zu sein ohne sich "im Urlaub" zu befinden. Losgelöst...
... tja... einzige, wirklich einzige Ausnahme: Eine Art von Heimat war die geistige .... und Seelenwelt meiner Ex-Lebens- und Wandergefährtin. Dort war ich echt verhaftet und gerne zu Hause, diese Welt war mir wirklich wichtig. Und es war mit wichtig, dass sie sich dort (in ihrer Innenwelt) auch frei und kommod fühlt. Hat sie aber nur, solange sie sich körperlich attraktiv fand. Dann blühte sie innerlich auf und wurde zu einem "schönen" Menschen, im Sinne eines Zusammenspiels von von Innerem und Äußerlichkeiten. ann kamen die ersten Alterungsspuren. ....Derzeit geht sie Jackys Weg: Überbetonung des Äußeren (ohne Frage blüht sie richtig auf) und Vernachlässigung, Verkünnerung und ... irgendwie ...."Verhäßlichung" des Inneren. Verblüffend.

Mir hingegen waren und sind Körper nicht wichtig - das "Dahinter" ist es. Mich hat es noch nie wegen des "Körpers", des Aussehens zu jemandem hningezgen oder von jemandem abgestoßen - es waren instinktiv immer das "Wesen", die "Seelen" (wenn man so will). Ich schauen immer in und hinter die Augen, interessiert und wohlwollend - und bei allem, was ich einem Menschen gegenüber sage und tue, drängt es mich, dem Gefühl auszudrücken: " Ich ... meine... Dich. Genau Dich. Nur Dich ! " Auch verblüffend.

Andererseits: Das einzige Mal, dass ich mich seit 2009 an irgendwo an einem "Ort" ansatzweise wohl fühlte, das war vor einem Jahr - Gravito in Zentralportugal.

Warum ich das schreibe: Ich lese gerade (auf einer Bank im Sonnenschein) Christina Zackers "Muss denn Fado fade sein" (Heyne) - und was passiert? "Saudade" ergreift mich ungestüm - das (nicht übersetzbare) Gefühl des sich sehnsüchtig- wehmütig hingezogen Fühlens zu "irgendetwas nicht Greifbarem", zu "etwas Anderem" - zu Ferne, Tiefe, Seele, Gefühl. In "saudade"-Stimmung könnte ich lachen und heulen gleichzeitig. Vielleicht wäre "Sehnmut" eine passende Übersetzung....Sehnmut nach .. hm... bei mir vielleicht nach einer inneren Heimat, einer Heimat im Inneren, bei  MIR - und abhängig vom Aufenthaltsort.
Auch der Sehmmut, der Saudade, nähere ich mich durch den Gedanken an Portugal. Schon wieder Portugal. Zufall?

Heimatgelöst. Bin ich es gerne? Es ist unbekannt, schwebend, nebelig. Angst habe ich keine. Nicht mehr. Allerdings schwingt zugegebenermaßen gehörig Lampenfieber mit vor dem, was da kommt.

Was will mir also das Leben mit diesem Gefühl der Heimtgelöstheit zeigen? Warum bin ich dort gelandet? Negativ ist das ja nicht- im Gegenteil: Alles steht offen. Das "wann ?", das "wo ?", das "wohin ?".

Und eigentlich auch das "wer".

Saudade.
Im Breisgau.

Montag, 13. August 2012

Waldbrände...

Soeben habe ich schon wieder Nachrichtenberichte über die vielen Waldbrände in Südeuropa gelesen. Entsetzlichwa, was da los ist und ebenso entsetzlich, was die Menschen vor Ort durchmachen müssen.

Da geht es mir weniger um Touristen, die ja ihre Urlaubsreise abbrechen und gegebenenfalls nach Hause fahren / fliegen können.

Nein, es geht mir um die Menschen, die in den Waldbrandgebieten in Griechenland, Italien und Portugal leben und von denen ich viele in den letzten fast zwei Jahren persönlich kennen gelernt habe.

Da tut es umso mehr richtig richtig, richtig weh, wenn von Bränden in der Nähe von Patras (Peloponnes) die Rede ist und ich mir die schöne Gegend dort vor Augen halte. Oder von Bränden in Portugal, Nähe Figueiros Dos Vinhos, wo ich 2011/ 2012 ebenfalls fast ein halbes Jahr gelebt habe. Dort kam nun ein Feuerwehrmann ums Leben....

In beiden Fällen sind sicher nicht nur unachtsame Menschen ursächlich, die achtlos Zigarettenkippen oder Glasscherben wegwerfen. Nein, zumindest in letzterem Fall hat auch die massenhafte und rücksichtslose Aufforstung mit dem schnell wachsenden "Unkraut" Eukalyptus hier ihren Anteil - ebenso so aber auch die Regenarmut / Trockenheit im letzten Winter. Ich hatte bereits darüber geschrieben, dass im Winter 2011 /2012 in Zentralportugal so gut wie kein Regen gefallen ist - und das in der "Regenhauptsaison" Portugals.

Mir tun die Einheimischen (aus allen Nationen) Leid, die das jetzt wieder einmal erleben müssen. Umso mehr, weil ich selbst dort war - die Menschen und Gegenden erfühlt habe - und auch ein kleines Stückchen so etwas wie Heimatgefühl entwickelt habe....

Ich habe auch früher schon immer v e r s t a n d e n, was die Menschen in ihren nieder gebrannten Heimatstädten im 2. Weltkrieg empfunden haben müssen oder was nun auch die Menschen in den Waldbrandgebieten empfinden.Aber: Jetzt kann ich es auch förmlich  m i t f ü h l e n. Aber nur, weil ich dort war. Gefühle und persönliche Erfahrungen lassen sich nicht weitergeben oder vermitteln - es läßt sich nur irgendwie beschreiben..

Selbst, wenn ich jetzt von hier aus nichts machen kann - ein Fazit bleibt: Reisen bildet mmens - auch die Gefühlswelt.


Samstag, 11. August 2012

Genealogisches.... nee.... nicht wirklich wahr, oder ?

Vorgestern - in einigen an sich ruhigen Minuten - eine zufällige (?) Begegnung mit zwei netten Menschen. sehr freundlich und kommunikativ. Und mit leicht "thüringischem" Zungenschlag. Ich gebe zu, dass ich diesen Akzent mag - überhaupt den Slang (Verbalsound) der "neuen Bundesländer" (sächsisch eingeschlossen) - hauptsächlich wohl deshalb, weil ich zwar im Rheinland geboren bin, meine Wurzeln aber auch östlich von Köln liegen.

O.K. - wir unterhalten uns, höflich und ein wenig neugerig: Er - wohl etwas älter als ich - und Sie (wesentlich jünger) kommen aus Quedlinburg in Mecklenburg.-Vorpommern.

Aha - also nicht Thüringen - da habe ich mich dann wohl vertan. Also erwähne ich, dass ich Thüringisches herausgehört zu haben glaubte, einen Dialekt, der mir vertraut sei, weil meine Mutter aus Thüringen komme, um genau zu sein aus dem Eichsfeld. Da lächeln beide - und sagen, dass sie ursprünglich auch aus Thüringen kommen.

Ich muss fast lachen, möchte aber ein wenig toppen und erzähle: "Aber mein Vater war Sudetendeutscher !!", worauf er mir mitteilt: "Meine Mutter kommt auch aus dem Sudetenland, von wurde sie als kleines Mädchen nach dem Krieg 1946, wie viele andee auch, vertrieben."

Oha, ich zucke ein wenig zusammen, denke aber: Na ja, mein Vater kam aus "Czerny Dul" (= Schwarzenthal), Nähe "Vrchlabi" (Hohenelbe), das ist ein ganz kleinen Dorf direkt unterhalb der Schneekoppe, damals eigentlich so winzig, das kennt eh` keiner. Außer vielleicht, dass dort in den Nähe die Quelle der Elbe ("Labi") ist. Die Einwohner lebten dort vor dem Krieg im Wesentlich vom Holz und der Holzerarbeitung und mein Großvater war wohl Schreiner / Tischler. Ich war schon zweimal in Cerny Dul - 1991 nach der Grenzöffnungen, und 2006 zur Zeit der "Sommermärchen-WM". Das erste Mal aus purer Neugierde, das zweite Mal zum Wandern im Riesengebirge. Erinnerungne kamen hoch... ;-))

Und so denke ich, "Na ja, mein Vater wurde ja nach dem Krieg ebenfalls vertrieben - und landete in Geismar, Thüringen, Eichsfeld, wurden vielleicht alle Sudentdeutsch Richtung Thüringen geschickt?" Um mich diesem Thema zu nähern, sage ich: "Komm, Butter bei die Fische, wie heißt denn dann kleine Nest Deiner Mutter?" Er: "Czerny Dul, Schwarzenthal, das liegt...."

"Kenne ich", sagte ich jetzt deutlich nervöser "da kam mein Vater auch her." Und dann haben wir uns über den Ort unterhalten. In welchem Haus Mutter bzw. Vater als Kinder wohnten, als Kinder, damals - und offenbar nur 50 Meter voneinander entfernt . Seine Mutter war bei Vertreibung da wohl neun Jahre alt, mein Vater 12 Jahre. Und da man sich auff`m Dorf ja kennt, unterhalten wir uns über die "örtlichen Gegebenheiten" in Cerny Dul, den kleinen Marktplatz dem großen Baum, den kleinen Bach, die Gaststätten gegenüber dem Marktplatz, die Weberei....auch einzelne Namen fallen Schließlich wollte er jedenfalls einmal bei seiner Mutter Näheres erfragen, telefonisch, aber . jedefalls habe seine Urroßmutter mit Mädchennamen "Bradler" geheißten .
An der Stelle verschlucke ich mich fast - der Mädchenname meiner Oma in Czerny Dul war: ?

Richtig: Bradler.

Nee...Das ist jetzt nicht wirklich wahr, oder?

Jetzt sind die E-Mail-Adressen ausgetauscht ...und wir werden weiter forschen...und forschen.... ... 
Witzig, oder?


Freitag, 10. August 2012

Der Gewaltandrohung weichen ?

... das ist eine uralte Frage im Zusammenleben der Menschen.

Die Erfahrung lehrt, dass Gewalt und Brutalität sich häufiger durchsetzen als es der Menscheit lieb ist. "Vom Recht des Stärkeren" spricht man da, von der "Macht des Faktischen" und, das das "Starke, Mächtige und Böse immer gewinnt".  Das ist die Schlussfolgerung des Darwinismus, "the survival of the fittest".

Gewalt und Brutalität sind dabei für mich wertungfrei zu betrachten - als Mittel eines Individuums, seine Vorstellungen von der Gestaltung seines Umfeldes zu verwirklichen. Daran ist erst einmal nichts böse oder verwerflich. Aber ist das wirklich so, dass die Mächtigen die "fittest" sind?

Weichen, "aus dem Weg gehen" hat ja nichts mit "Schwanz einziehen" zu tun - nein, Zurückweichen ist bei allen seriösen Kampfsporarten das "erste Mittel der effektiven Selbstvertteidigung", und nicht zuletzt predigen alle großen Religionen die Gewaltlosigkeit und die demütige Hinnahme von Aggressionen ( wenn auch mit dem für mich falschen Mittel, nämlich dem Versprechen auf ein besseren Lebens im Jenseits).

Andererseis gibt es ja auch immer wieder Menschen, die sich Gewalt und Drohung sogar gegen eine Übermacht aktiv gegenüberstellen- so dass zB. der stille Protest eines Einzelnen - wie bei Gandhi- oder die gewaltlose Abstimmung mit den Füßen Vieler - wie beim Fall der DDR-Mauer 1989 , organisierter kleiner Protest wie im Falle der Ereignisse in den nordafrikanischen Ländern in der lezten Jahren dazu führt, dass sich Unterdrückung/ Bedrohung / Gewalt nicht durchsetzt.

Wie aber ist es bei den alltäglichen, ganz ganz kleinen Brutalitäten, die niemand registriert, die keinen interessieren, die keinerlei Auswirkungen auf das "Große, Ganze" haben? Die rein "innerfamiliären" Angelegenheiten, oder der schwache Obdachlose im Park, die Andersfarbige, der Andersdenkende, das Kind. der Hund.  Da schaut man lieber weg, blickt betreten beiseite, weicht zurück und konzentriert sich auf etwas anderes. Eine Abstimmung durch aktives Handeln bleibt aus.

Kleine, alltägliche Gewalt. Wer kennt sie nicht?

Mein klitzekleines, aber aktuelles Gewaltproblem: Ein nächtlicher Drohanruf von Jacky, den neuen Lebensgefährten von Stefanie.

In einer Nachricht auf meine mailbox droht er mir, mich zu "vernichten" - offensichtlich für den Fall, dass ich meinen auf Plan-Be.de eingestellten Bericht über unseren Aufenthalt in Balsa nicht so verzerre, dass ich angebliche "Halbwahrheiten" rausnehme und ihn als ausschließlich positiv beschreibe.

Dazu müsste ich lügen. Denn  m e i n e Wahrheit, meine Wahrnehmung  ist die, die ich dort beschrieben habe! Sonst hätte ich es nicht geschrieben. Und seine erfolgte Drohung bestätigt mich eigentlich in meiner Wahrnehmung.

Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, habe ich eine Audioaufnahme des Anrufs ich hochgeladen und auf die Plan-be-Seite gestellt, unter

http://www.plan-be.de/html/balsa.html


Bloß: Wie soll ich nun im Weiteren reagieren?
Weichen? Nachgeben? Die kleine Gewalt hinnehmen? Lügen um des lieben Friedens willen?
Ist das nur der Anfang?


Ist es nicht so, dass erst jeder selbst und dann viele Menschen im Kleinen etwas ändern müssen, damit eine Änderung im Großen überhaupt denkbar und möglich wird?

Sagt es mir!

Samstag, 30. Juni 2012

seelische Balance

Heute morgen habe ich von meiner Schwester einen schönen Text erhalten. Er stammt von Annette Kaiser aus „ Jenseits aller Pfade: und lautet

".......wenn ein Mensch sich befreien kann vom "müssen" und "sollen"  und eingeschwungen ist ist in sein einzigartiges Dasein, dann ist darin seelische Balance. Die Seele des Menschen jubelt, wenn er er selbst ist, wenn das So-Sein sich ergießt, wenn eine innrere Weite, der Herzenraum, der Geistkanal geöffnet ist, dann hat der seelische Aspekt des Menschen Raum zunleben, zu sein. Für die Seele muss alles gleichsam "in Ordnung" sein. In Ordnung sein heisst, der seelische Aspekt im Menschen kann dann frei schwingen, wenn alle Vergangenheitaufgeräumt ist und jede Zukunft möglich wird. Die Seele ist dann frei, wenn keine Schuldgefühle mehr da sind, keine Angst mehr vor dem Tod, wenn Vergebung stattgefunden hat gegenüber sich selbst und allen Menschen oder Wesen, wenn innerlich aufgeräumt wurde, so dass der Mensch in jedem Augenblick von dieser Welt gehen kann - als Mensch, nicht als göttliches Wesen, das geht nicht........."
.1. So ähnlich sehe ich das auch - bis auf einen einzigen Punkt (dazu gleich)

Das Einzige, was man erkennen und bekämpfen sollte ist, dass Viele und Vieles um einen herum Dir die Einzigartigkeitnehmen will, die "Ordnung" in Dir verhindern , Dir Schuldgefühle für die Vergangenheit einreden und Angst vor der Zukunft machen will. Und Gesellschaft und Kirche gehen noch weiter, Sie wollen Dir sogar Schuldgefühle für die Zukunft auferlegen: Gesellschaft, indem sie sagen, Du seist ihr etwas schuldig (Arbeitskraft, Steuern,Einsatz), die kath. Kirche zB., indem sie vermittelt, Du seist sogar "schuldig" geboren (Erbsünde) - nicht raus.und das dieser Schuld käme man sein ganzes Leben sowieso nicht raus. Und so gibt es viele Menschen und viele Institutionen, gegenüber meine eine angebliche Schuld begleichen soll.

Wie soll man da zu dem glückseligen Umstand "seelischer Balance" erreichen?
Was ist überhaupt "Schuld"? Was sind in diesem Sinne "Schulden"
Gibt es die überhaupt?

2. Im Gegensatz zu Frau Kaiser bin ich aber durchaus der Meinung, dass jeder Mensch Teil eines "göttliches" Wesen ist (wenn man das so bezeichnen mag), ein Teil des  "Ganzen", des Universums,. Ein Tropfen im Wasser der Ozeane. Als solch „göttliches Teile“ kommt er auf die Erde, als solches lebt er und als solches geht er auch wieder, um zum Ursprung zurück zu kehren.


Mittwoch, 27. Juni 2012

Zur Trennung.....

Ihr fragt ... und ich habe mich entschlossen, dazu etwas zu scheiben.

Also: Über die Umstände und Gegenbeneiten unseres letzten gemeinsamen Aufenthalt in Balsa, Portugal, findet ihr demnächst  - im Anschluss an den Post "Weggabelung" vom 02.04.2012 - einen Tagebuch/ Reisebericht auf meiner homepage. Er heißt "Balsa"  und beschreibt die Zeit vor der Trennung bis zu Stefanies und Jackys gemeinsamen, neuen Domizil in Zentralportugal..

http://www.plan-be.de/html/balsa.html

Es ist m e i n e   Analyse, m e i n e Wahrnehmung der Dinge und selbstverständlich aus m e i n e r Perspektive verfasst. Meine jeweiligen Eindrücke und Wahrnehmungen habe ich Stefanie auch schon in Balsa zu jedem Zeitpunkt mitgeteilt.


Dann muss ich nicht so viele persönliche Nachfragen beantworten (das schmerzt ja doch jedesmal ein wenig, immer noch). Selbstverständlich weiß ich, dass alles eine Vorgeschichte hat und "Nichts von Nichts" kommt und so weiter....und so fort.

Also: Verliebtsein und Liebe sind umwerfende Gefühle, das wisst ihr. Und Stefanies Mut und Konsequenz, einfach dem Ruf ihres Herzens zu folgen, sind wieder einmal mehr absolut bemerkenswert - offensichtlich ist sie gesegnet mit der Gabe, den "Kern" eines Menschen zu erkennen, und ausgestattet mit dem Willen und der Fähigkeit, diesen Kern und ihre Erkenntnis zu beschützen, gegen alle Widerstände, Unken und manchmal auch wider besseres Wissen.

Ich wünsche ihr - ganz ehrlich -  viel, viel Glück auf ihrem weiteren Weg!

Mein eigener "Plan-Be" - das Vertrauen aufs Lebens als solches und das, was kommt  - geht selbstverständlich weiter...

Sonntag, 17. Juni 2012

Lehrer und Lehrpläne über 30

Warum eigentlich verlieren Erwachsene mit zunehmendem Fettansatz den Willen und den Mut, etwas an der Welt zu verändern ? Es stimmt schon, je älter man wird, desto weniger Zeit und Lust bleibt, um da selbst einzugreifen. So spätestens ab 30 wird die Energie zurückgefahren, man wird träge.

Also wird es auf die Kinder verschoben. Die „nächste Generation“, die „folgenden Generationen „ sollen die machen, während man zunehmend in seine Sicherheiten, seine erarbeiteten Privilegien genießt, die „Ernte“ einfährt“. Trotzdem erkennt man, das viel zu ändern wäre.
Und was ist?

Wenn wir von den Kindern von heute reden, die späteren Erwachsenen, die rebellische und unverständliche Generation, denken wir zunächst daran, dass sie...
- uns in Ruhe lassen in unserem Leben und nicht aufmüpfig sein sollen,
- unsere Lethargie nicht stören,
- uns unsre Rente und unseren Lebensstandartsichern,
- lernen, was wir auch schon gelernt haben ( und unsere Väter...) und Traditionen fortsetzen,
- auch „da durch“ müssen, schließlich ist das Leben kein Zuckerschlecken,
- Probleme nach altbewährten Mustern lösen,
- sich unser „altbewährtes“ Wissen aneignen.

Dies bedeutet doch eigentlich, dass wir uns abgefunden haben mit den gegebenen und vorherrschenden Umständen. Resigniert haben wir. Es stimmt schon: Etwas ändern können nur die Kinder, die nachfolgenden Generationen. Wenn die wirklich etwas ändern wollten, müssen sie dies schon jetzt lernen. Dann sollte die Erziehung der Kinder geändert werden. Alles, was wir sie derzeit lehren, schöpft aus der Vergangenheit, aus Vorhandenem, ist rückwärts gerichtet, nicht nach vorne, in die Zukunft. Warum nicht Schulfächer  entwickeln und intensiv unterrichten - als "Leistungskurse" - wie

- Das Entwickeln von Fragestellungen, Fragen stellen und das richtige Hinterfragen,
- kreative, wohlwollende, friedliche Problem- und Konfliktlösung
- Liebe zu sich selbst, dem Körper, dem Geist und der Seele, seinen Wesenseigenschaften und Bedürfnissen und gleiche Wertschätzung anderer (Wesen),
- faires, tolerantes und liebendes Miteinander
- Ehrlichkeit und Verantwortung
- Umgang mit Kreativität
- bewusste und wachsame Wahrnehmung,
- Eigenschaften und Strukturen von Macht
- Glück 

Wahrscheinlich sind wir Alten einfach zu bequem und feige - Bob Dylan hatte vielleicht doch irgendwie recht...

Dienstag, 1. Mai 2012

Das Universum / Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne


Das Universum/ Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne.

Letztens habe ich die Nachricht gelesen, dass Sönke Wortmann die Meinung vertritt, Paare sollte möglichst direkt nach der Hochzeit einen Paartherapeuten aufsuchen. Das klingt für „Normalsterbliche“ völlig abgedreht und überflüssig - „Ich mach mir doch nicht vorher oder an Anfang schon Gedanken über das Ende“ - oder so ähnlich....

Man kann auch länger darüber nachdenken. Ist nicht auch eine Beziehung ein „kleines, eigenes Leben“ im Leben? Hm... Also: Mittlerweile sehe ich es folgendermaßen:

Ziele lassen genügend Freiraum für sich ändernde Umstände lassen, Pläne zeichnen Schritte auf einem Weg vor, engen ein und schüren Erwartungen, die nur enttäuscht werden können.

Ziele entspringen der eigenen Seele – sie sind tief empfunden – und so wird man versuchen , ein ideelles Ziel zu erreichen, wenn man es einmal für sich gefunden hat. Man wird einen Weg einschlagen, von dem man nicht weiß, was er bringt – also kann viel passieren und man ist flexibel genug, um darauf zu reagieren – gerade weil man nicht den konkreten Weg, sondern das Ziel vor Augen hat.

Welches Ziel das ist, ist dabei völlig unwichtig – jedes Ziel ist als solches (für eine nach menschlichen Maßstäben moralisch unabhängige „Instanz“) völlig wertfrei zu betrachten – also ist es egal, ob man beispielsweise ein Massenmörder oder ein Mensch a la Diogenes, Casanova oder Mutter Theresa sein möchte .Gegen seine Natur k a n n man nichts machen, - disziplinieren vielleicht, dann aber immer nach menschlichen, eigennützigen Maßstäben mit dem Risiko einer Eskalation der unterdrückten Gefühle („überschießender Innentendenzexzess“, wie Juristen sagen würden).

Hat man ein Ziel gefunden, es definiert an anvisiert, kann es sehr gut sein, dass man es zwischenzeitlich auch aus den Augen verliert – so ist nun mal das Leben – aber, weil man ein Ziel hat, für das es sich zu leben lohnt, wird einem unerklärlicherweise irgendwie geholfen werden, es wieder vor Augen geführt zu bekommen: Vielleicht anders, als man gedacht hat, auf jeden Fall wieder “back to the roots“, zum ursprünglichen Ziel. Um es anders zu sagen:Bei Zielen ist ein gutes Stück weit der Weg das Ziel.

Pläne hingegen sind sind in der Vorstellung festgerückte, vorgegebene Ablauffolgen, mathematisch präzise chronologische Folgenterme, die kaum oder keinen Platz für Unerwartetes, Veränderungen und Änderungen lassen außer ihrer eigenen Verwirklichung. Pläne dienen oft auch nicht den eigenen, sondern den Zielen und Plänen anderer.

Pläne sind daher nichts anderes als der Versuch, dem Leben / Gott / dem Universum ins Handwerk pfuschen zu wollen und ihm vorzugeben, „wie“ etwas zukünftig zu geschehen hat, damit man zufrieden ist. Je detaillierter ein Plan ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.

Zurück zu Sönke Wortmann und die Beziehungsebene: Sönke Wortmanns Idee ist nicht schlecht, wenn er Paaren empfiehlt, direkt nach der Hochzeit einen Paartherapeuten aufzusuchen (ebenso sinnvoll ist es ja auch, v o r der Hochzeit einen Ehevertrag zu schließen).

Auf genau auf diese Art und Weise werden bei beiden Partnern Ziele von Plänen getrennt: Indem man darüber redet, sich den Spiegel vorhalten lässt und es sich klarmacht – und so den Unterschied findet zwischen eigenen und vielleicht gemeinsamen Zielen und Einbindung des Partners in einen eigenen (Lebens-) Plan. Bei ersteren bleibt in einer Beziehung genügend Platz für Veränderungen und „Umwege“, bei letzteren dient der Partner lediglich als Werkzeug zur Erfüllung eigener Pläne. Eine solche Beziehung wird nicht glücklich und erfolgreich sein.

Man sollte sich allerdings schon vordem Gespräch mit dem Therapeuten darüber klar sein, welches das eigene Lebensziel ist. Oder rechtzeitig beginnen, sein Ziel zu suchen – und wenn es ein Leben lang dauert. Hauptsache, man findet es.

Das Universum / Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne.

Samstag, 21. April 2012

My way: Vorbereitung + Jakobsweg


„Hola, Santiago“ - wieder einen camin(h)o erlebt !! 

Auch an Ende des portugiesischen Jakobsweges, der kürzer, abwechslungsreicher, aber nicht weniger interessant und anstrengend war als der "Klassiker“, der "camino frances",  der „Hape-Kerkeling-Weg“ .

„Hape Kerkeling is a german comedian who wrote a very popular book about his camino experience, that way he is responsible for the popularity of walking caminos in Germany. Comparable to Shirley MacLaine in the USA." Das zumindest bemerke ich regelmäßig ironisch, wenn ich gefragt werde, warum so viele Deutsche Jakobswege laufen.

In der Tat sind erstaunlich viele Deutsche unterwegs, sehr oft auch  -typisch deutsch- perfekt mit Allem ausgerüstet, gegen alle Wetterlagen gerüstet, einem gestrafften Routen- und Tagsplan - und mit etwas verbissenem Blick.

Was mich betrifft, halte ich es seit meinem ersten camino etwas anders. Die (für mich) beste Methode, einen Jakobsweg zu laufen, ist folgende:

Ohne Vorplanung, ohne guidebook, ohne Vorbuchung, ohne Übernachtungsverzeichnis. Mit eingelaufenen Wanderschuhe, 2 Garnituren Wäsche, etwas Unterwäsche und warme Kleidung zusätzlich, 3 Paar Socken, Regenschutz, Puder, Hirschtalg, Pflaster (sterile Nadeln mit Faden gegen Blasen gibt’s in jeder Farmacia für wenig Geld), Waschzeug, Schlafsack, Personalausweis, Bankarte.

Nicht denken, sondern packen, zinfach zum Startpunkt fahren und beim Anblick des ersten gelben Pfeils (oder anderen Wegzeichens): Loslaufen. So wie man halt auch ins tatsächlich Leben geworfen wird: Ohne preparation – man wächst sicher mit den Aufgaben, der Strecke und der (Lauf-) Zeit.

In meinem Leben und auf meinen Caminos habe ich gespürt und mag es fast garantieren: Irgendwas Positives ergibt sich immer, wenn einem etwas auch nur ansatzweise fehlt. Nur Mut! 

Hasta luego, Santiago!


Dienstag, 3. April 2012

Portugal caminho - Rubiaes - Bar / Restaurant „Constantino“



Nach Abschluss meiner heutigen Etappe von nach Rubiaes, genauer gesagt bis nach San Roques (Rubiaes) stellt sich die Frage, wo ich etwas essen kann – Märkte haben nicht mehr geöffnet und es sieht nicht so aus, als sei hier eine Speisemöglichkeit in der Nähe. Die Wirtin der Pension gibt mir einen Tipp: Das Restaurant „Constantino“, wenn ich wolle, würde ich um 19.30 Uhr sogar vom Fahrservice des Restaurants abgeholt.

Ja, warum eigentlich nicht. Dosenpulpo und - sardinen hatte ich schon genug in den letzten Tagen.

Volltreffer!: Das Essen war super! Erst wurde ich von Constantino, dem Padron des Restaurants mit dem Auto vor der Pension abgeholt und bis zu seinem typisch portugiesisch eingerichteten Lokal chauffiert. Ich hatte so einen Riesenhunger... seit drei Tage die erste warme Mahlzeit....

Und wie wars? „Ja“ muss ich zum Essen sagen: „super“ ! Gemüsesuppe, danach Schweineschnitzel, perfekt auf den Punkt gebracht (alternativ hätte es Fisch gegeben als Pilgermenü), mit frischen Fritten und Reis + Salatberg + Getränk.

Die Menge? Massen! MASSEN! Und lecker.... schmeckte fast so gut wie wie in Köln im „Max Stark“ (meinem Lieblingsbrauhaus, Ecke Thürmchenswall / Cleverstr. ). Der Unterschied: In Köln würde dies Menü mit ca. 20 € zu Buche schlagen, ohne Getränke (versteht sich) hier gabs das alles für wirklich Pilger gerechte 7,50 €..... mmmmmhhh.... Und zurück gefahren wurde ich auch noch.

Um die Sache (und meinen Verdacht) für mich aufzuklären, fragte ich nach dem Essen die junge Köchin und zugleich Frau hinter der Theke, ob sie Christin de Silva sei, ich hätte heute zufällig bei einer Unterkunftsrecherche ihren Namen im Zusammenhang mit dem Restaurant gelesen und ebenso, dass sie mit Ihrem Mann Constantino das Lokal „Constantino“ betreibe, aber lange in Köln gelebt hätte.

Sie war es dann auch. Sie war es. Eine Dreiviertelstunde haben wir uns sodann und „uss dr Lamäng“ über die Domstadt, Deutschland und Portugal unterhalten, auf Deutsch natürlich, Cristina spricht akzentfrei, kam mit 16 nach Köln und ist nach ihrer dortigen Ausbildung bei einem Kölner Geldinstitut aus Heimweh nach Portugal wieder dorthin zurück gegangen (Letzteres kann ich nach einem halben Jahr in Portugal wirklich verstehen). Und sie? Sie ist sehr glücklich mit ihrem jetzigen Leben in Rubiaes , mit ihrem Mann und ihrer kleinen., jetzt zweijährigen Tochter, den Restaurant, das sie im Zwei-Mann-Betrieb betreiben… und so weiter... und so fort.

Nä, nä, wat wor dat schön !!! Was für nette Leute !!

Fazit: Wer also gut,viel und günstig essen möchte auf seinem Caminho von Porto nach Santiago und in oder der Nähe von Rubiaes übernachtet, zum Essen abgeholt werden möchte (selbstverständlich kann man auch laufen), dazu noch ein nettes Gespräch auf Deutsch (oder portugiesisch) führen möchte, dem kann ich Cristina und Constantinos

„Constantinos“
Cafe und Restaurante
Nogueira
4940-133 Cossourado
Tel. 251 782 390
rest_constantino@hotmail.com

nur empfehlen !!

Kleiner Tipp: Jedes Trinkgeld im Lokal erhält Cristina, die es nicht für sich, sondern ausschließlich für die kleine Tochter verwendet.

Aber das braucht ja keiner wissen ;-)))

Montag, 2. April 2012

Weggabelung



Huii...offene, gelassenen und dankbaren Annehmen von Entwicklungen entwickelt sich in unserem Plan-Be derzeit wieder weitergehender als gedacht und völlig anders als erwartet, aber – denke ich – Erwartungen schreien ja sowieso förmlich danach, n i c h t erfüllt zu werden, wenn man irgendwie persönlich vorankommen will. Kurzum: Die erste „richtige“ Erntesituation auf dem Plan-Be-Weg hat sich mit Wucht ergeben:

An der letzten Gabelung hat sich Stefanie entschieden, (zunächst) einen eigenen, von meinem getrennten Weg zu gehen. Sie wählte mit ihren neueren Schuhen den kürzeren, steileren Weg mit sachkundiger Führung - der Weg der Ausdauer, den ich bevorzuge, den mit weniger heftig steilen Passagen, dafür ständig und stetig ansteigend, der mit dem sichtbaren Geröll, der weniger gut bekannte, aber auch der, auf dem jederzeit Überraschungen möglich sind.  , war ihr nicht anstrengend, aufregend und herausfordernd genug.  Aber auf beiden Wegen gibt es für jeden von uns unendlich viel zu entdecken.

Stefanie freut sich, weil es ihr vorkommt, als habe die ganze Entwicklung der letzten 20 Wanderjahre, das kontinuierliche Loslassen eines konventionellen Lebens peu-a-peu dazu geführt, ihr nun den Willen, die Kraft und Entschlossenheit gegeben, selbstbewusst, zuversichtlich und mit ihrer ganzen Ausstrahlung als Vollblutfrau ihren eigenen Weg gehen zu können, selbstbewusst und spontan begeistert. Sie wird ihrem Beruf treu bleiben, soweit er ihr hilft, die elementaren Lebenskosten in Portugal zu decken.

Schreinerlehre ?

Und ich freue mich , einem weiteren Etappenziel näher kommen zu können, nämlich einen Traum zu verwirklichen und einen handwerklichen Beruf zu lernen – die Juristerei ist jedenfalls nicht meine Traumprofession. Schon seit ich denken kann, hatte ich lernen wollen, richtig mit Holz umgehen, es gekonnt zu bearbeiten und zu gestalten. Und die vielen handwerklichen Tätigkeiten der letzten Jahre brachten mich dem Holz immer näher. Resümiert heißt das: Schreinern fasziniert mich! Dafür den Amateurbereich verlassen zu dürfen, ist wieder ein Schritt weiter auf dem Weg, all meine kreative Ideen umzusetzen.

Wo, in welchem Land und bei wem, steht noch in den Sternen. Deutschland ist o.k., allein schon, wegen der Qualität der Ausbildung. Ist ja nur für ein paar Jahre, da auch mich Portugal für sich eingenommen hat. Gibt es da unter den Lesern einen freigeistigen, kreativen Schreinermeister für einen unüblichen, gestandenen, neugierigen, bestens ausgebildeten, mutigen und fachlich begeisterten Azubi?

Wir beide sind jedenfalls dankbar für die ganzen Jahre, in denen wir uns kennen lernen und miteinander reden, auf unserem Weg mit all den kleinen und großen Hindrnissen begleiten und unterstützen durften – und auch dafür, dass die Entscheidung an der letzten Gabelung eine freiwillige war, und nicht der Gefährte unerklärbar oder wegen eines Unfalls plötzlich von der Seite gerissen wurde.

So ist es also eine Art Zwischenernte unserer Reise.

Jakobsweg, Portugal

Zuvor aber habe ich mich wieder einmal auf Alleinwanderschaft begeben. Nach dem „Camino Frances“ von 2099 ist es diesmal - wieder nur mit einem Minimum an Ausrüstung - der Portugiesische Jakobsweg, der „caminho portoguese“, von Porto bis nach Santiago de Compostella in Spanien.in ich nun in Ponte de Lima um mache etwas Pause. Die Stadt erwacht gegen 9.30 Uhr langsam zum Leben, die (wenigen) Plätze und Geschäfte füllen sich mit Menschen.

Nach drei Tagen unentwegter Wanderei bin ich nun in Ponte de Lima und gönne meinen Füßen einen Tag Pause. Anders als der Camino Frances hat man auf dem portuguiesischen Jakobsweg sehr viele Kopfsteinpflaster „portuguesian art“ zu bewältigen – das strapaziert die Füße mehr als gedacht. Über die öffentlichen Lautsprecher der Stadt läuft im Hintergrund Frank Sinatra, derzeit „My way“ -  Zufall ;-))

Nur, wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden


 Btw: Den Plan-Be-Blog und die Seite werde ich weiter führen und auch in Zukunft weiter von mir / uns erzählen. Warum auch nicht? 

Samstag, 11. Februar 2012

Früchte aus Nachbars Garten...

Früchte aus Nachbars Garten

Irgend muss ich an dieser Stelle einmal anmerken:

Es ist irgendwie eine sehr ungewöhnliche Startphase in ein neues Jahr, vor Allem, weil mir auffällt, wie gut den Menschen doch die Früchte aus Nachbars Garten tun. Natürlich gibt es „täglich Alltägliches und Schmerzliches“ wie zum Beispiel:

  • Einer der lieben Menschen, die wir auf unserem Weg kennen lernen durften, ist todtraurig, weil kurz nach Jahresbeginn der Bruder qualvoll starb (und wir wissen nicht so recht, was wir machen sollen),
  • unser Kater Janosch wurde in Deutschland eingeschläfert
und nicht ganz gewöhnliches, wie zum Beispiel
    • hier in Zentralportugal herrschen (ebenso wie in Deutschland) arktische Verhältnisse mit Temperaturen um minus 8 Grad Celsius) – auf so etwas sind auch die portugiesischen Häuser von der Bauweise nicht eingerichtet, es ist also „schweinekalt“, selbst mit angefachtem Holzfeuer,
    • scheint bisher unablässig tagsüber die Sonne, a b e r : dementsprechend hat es bisher auch noch nicht geregnet – denn normalerweise fällt der Regen für das gesamte Jahr bis März und Dauerregenperioden zwischen November und März sind keine Seltenheit. Dies bedeutet für den Sommer Wasserknappheit und ungeheuer große Waldbrandgefahr.

    Andererseits stellt sich unser „Aufenthaltsort“ in Portugal als ein großer Garten dar, in dem sich freundliche Menschen aller Nationen aufhalten. Unter den Menschen, die wir kennen gelernt haben, sind beispielsweise solche aus unseren Nachbarländern Portugal (selbstverständlich), Deutschland (von denen einige auch portugiesisch sprechen), Holland, Belgien, Frankreich, Südafrika, Mexiko. Wieder einmal bemühe ich Mr. Spock: Faszinierend, einfach faszinierend...

    Und das Kennenlernen ist oft weniger kompliziert als gedacht: Gestern arbeiteten wir im Garten unseres derzeitigen hosts in Balsa, einen 100-Seelen-Ort irgendwo in Zentralportugal, als der die Rinden seiner Olivenbäume reinigende, ältere portugiesische Nachbar uns und unseren „Arbeitgeber“ Jacky sieht und spontan einlädt, mit ihm auf seinem Grundstück (das ist selten in Portugal, sehr, sehr selten !!) ein Glas Wein aus eigenem Anbau zu trinken. Jetzt gleich – natürlich !

    Bei dem damit verbundenen lustigen Gespräch stellte sich dann heraus, dass er - der Nachbar - durchaus Deutsch ´versteht; mit glänzenden Augen erzählte er, dass er 12 Jahre in Deutschland gearbeitet habe, in einer Landschaftsgärntnerei, „Breuer“ (oder so ähnlich) im Burscheid, also ganz, ganz, ganz in der Nähe meiner „Heimatstadt“ Leverkusen. Sein Einsatzgebiet lag während dieser 12 Jahre zwischen Burscheid, Wermelskirchen. Leverkusen und Wuppertal.

    Das war dann glatt noch ein zweites Glas Wein wert ;-))

    Ja, ja – so ist das mit Früchten aus Nachbars Garten....

    Donnerstag, 2. Februar 2012

    Ein Kommen und Gehen...

    ...ist das derzeit hier – unglaublich ! Faszinierend, um es mit Mr. Spock zu sagen.

    Wir sind jetzt seit sechseinhalb Wochen in Gravito, und ebenso lange alleine am/im Haus und auf dem Grundstück. Es kommt uns gar nicht so lange vor und es würde noch länger gehen. So schön ist es hier.

    Ein paar Male kamen uns Shobas Verwandte Amadino und Maria Clara besuchen, ein rührend nettes Rentnerehepaar, das uns jedesmal frisches Obst mitbrachte, ein paar Male kam Jackie vorbei, einige wenige Male erschienen fremde Besucher für einen Plausch auf English, Radebrach-Portugiesisch oder gar gebrochen Deutsch-niederländisch-englisch-belgisch-französisch. Kommt mir nicht so vielsprachig vor, geht aber letztlich auch nicht anders. Man kommt schon zurecht, wenn es denn gehen muss...

    Gibt es für ein solches Kauderwelsch eigentlich einen adäquaten Namen?

    Also, 6 ½ Wochen mit basic instincts, sozusagen. Aber: Der gefürchtete Shining-Effekt hat sich bei uns zu keinem Zeitpunkt eingestellt ;-))

    Am letzten Sonntag sind Miguel und Shobha wieder gekommen. Für uns bedeutete dies: Langsam auf ein Gehen vorbereiten. Unsere Absprache war zwar, dass wir selbstverständlich den Februar bleiben können, aber das kommt ja immer darauf an, und man will ja keinem auf die Nerven gehen. Zumal die drei (inklusive Söhnchen Saul) jetzt fast 2 Monate weg waren und sich in ihrem Heim erst einmal wieder reorganisieren müssen. Und da gibt es naturgemäß noch gar nicht so viel zu tun am Haus, im Garten und auf dem gesamten Grundstück. Aber das kommt schon noch...

    Also haben wir uns vorgenommen, den Standort zu wechseln, komme was da wolle, traurig zwar, aber schließlich wollen wir den ownern ja auch Ihre Ruhe gönnen.

    Gestern nun kommen Jackie und seine Frau Frie in Gravito vorbei und bieten uns unverhofft an, die nächste Zeit bei Ihnen in einem Nachbarort – konkret: In ihrem Gästehaus - zu bleiben: Es gebe genug zu tun (doing some maintances, building a woodshed, building a wallcover, building a natural and wooden stair, installing a garden pump, collecting wood for the next winter an so on...) und da kämen wir gerade recht: Mit unserem Elan und unseren Persönlichkeiten. How nice...

    Und wir wohnen im Gästehaus wohnen: ca. 35 qm, mit allem Komfort...

    Gesagt, getan: Also bat uns Miguel, doch wenigstens auch in den nächsten Wochen gelegentlich zum Arbeiten vorbeizukommen, so etwas 1 Tag pro Woche - gegen köstliches Essen beispielsweise. Miguel träumt (auch) unseren Traum. Eine „community in spirit“, die sich gegenseitig hilft. Nicht gegen Geld, sondern sozusagen im Leistungsaustausch. You might call it „talents exchange“ - perhaps.

    So ähnlich ist auch der Grundgedanke der „ausländischen“ Männergruppe, zu deren Treffen ich letzten Donnerstag mitgegangen bin. „Männergruppe“ hört sich vielleicht etwas blöd an, aber der Grundgedanke ist, eine Solidar- und Gefahrengemeinschaft zu schaffen. Mir (und ich bin weiß Gott kein Gruppentyp, schon gar kein „Männergruppentyp – mir fallen dann immer diese „antisexistischen Männerfrühstücksrunden“ in der Alten Feuerwache in Köln ein, die ich so wenig anziehend finde) hat das richtig, richtig Spaß gemacht. Und ich habe dort sehr, sehr nette Männer kennen gelernt.

    Überhaupt haben wir dafür, das wir nur so kurze Zeit und überwiegend allein hier waren, sehr viele Menschen, sehr nette Menschen, kennen gelernt. Aber: Menschen kommen, Menschen gehen....

    Nun denn, Shobha und Miguel waren am Sonntag wieder zurück – und am Montag haben wir dann Post bekommen. Zwei Karten, zwei Weihnachtskarten, die seit Wochen ein einsames Dasein im Briefkasten frönten. Wir hatten nämlich keinen Briefkastenschlüssel gefunden, und da es zum Briefkasten auf relativ ebener Strecke ca. 4 km sind und die kürzere Strecke (ca. 1 km quer durch den Wald ) ist mit einem Nicht-Allrad-KFZ kaum zu bewältigen und auch zu Fuß nicht sooo besonders attraktiv ist, sind wir dort nach dem ersten misslungenen Versuch, den Briefkasten zu öffnen, seit Ende Dezember einfach nicht mehr aufgetaucht. Wozu auch? Wir kommen dort an und dürfen unverrichteter Dinge wieder gehen?

    Die Karten kamen also just an dem Tag, an dem unser "Auftrag" hier endete", an dem wir wussten, dass die Abreise naht. Und zudem hatten wir an diesem Tag telefonisch die Mitteilung bekommen, das "Janosch", unser grauer Kater, im Alter von nahezu 18 Jahren eingeschläfert wurde.

    Janosch, unser Begleiter, den wir damals quasi als Sechs-Monats-Baby quasi aus der Mülltonne eines Kölner Hinterhofes gezogen haben. Er habe geschnurrt, als ihm die Spritze angesetzt wurde, wurde uns gesagt. Wir kennen das: Er hatte immer soooo viel Vertrauen in Menschen gehabt, wenn sich eine Hand näherte, er hat eigentlich immer geschnurrt...

    Und dabei war es eigentlich nur die Beruhigungsspritze v o r  der eigentlich letalen, die er da bekommen hatte. Im Nachhinein glaube ich, nur sein starkes Herz hat diesen kleinen Körper noch am Leben erhalten, Niere und Leber waren wohl schon am Ende. Bestimmt hat er geschnurrt, weil er dankbar war, endlich gehen zu dürfen...

    Also, just an diesem Tag haben uns die beiden Weihnachtskarten mit ihren Wünschen erreicht und uns den Tag daher sehr versüßt und uns getröstet, also genau im richtigen Augenblick Licht und Freude gebracht  !!

    Vielleicht sollte es so kommen?

    Hm... das Leben ist ein ständiges Kommen und Gehen. Man muss loslassen lernen....

    … nur der Frühling will noch nicht kommen und der Winter noch nicht gehen. Es sind immer noch täglich nachts Temperaturen um bis zu -5 Grad und tagsüber um die 5-10 Grad ohne und 12-17 Grad mit Sonnenschein. Es ist zu trocken für die Jahreszeit. Heute hat es das erst Mal seit sechseinhalb Wochen etwas geregnet.

    Portugal halt.

    Mittwoch, 11. Januar 2012

    Jeder ist ein Esel...

    .. der sich vor irgendeinen Karren spannen lässt.
    Noch schlimmer, wenn er den Versprechungen glaubt, es sei sein eigener.