Samstag, 21. April 2012

My way: Vorbereitung + Jakobsweg


„Hola, Santiago“ - wieder einen camin(h)o erlebt !! 

Auch an Ende des portugiesischen Jakobsweges, der kürzer, abwechslungsreicher, aber nicht weniger interessant und anstrengend war als der "Klassiker“, der "camino frances",  der „Hape-Kerkeling-Weg“ .

„Hape Kerkeling is a german comedian who wrote a very popular book about his camino experience, that way he is responsible for the popularity of walking caminos in Germany. Comparable to Shirley MacLaine in the USA." Das zumindest bemerke ich regelmäßig ironisch, wenn ich gefragt werde, warum so viele Deutsche Jakobswege laufen.

In der Tat sind erstaunlich viele Deutsche unterwegs, sehr oft auch  -typisch deutsch- perfekt mit Allem ausgerüstet, gegen alle Wetterlagen gerüstet, einem gestrafften Routen- und Tagsplan - und mit etwas verbissenem Blick.

Was mich betrifft, halte ich es seit meinem ersten camino etwas anders. Die (für mich) beste Methode, einen Jakobsweg zu laufen, ist folgende:

Ohne Vorplanung, ohne guidebook, ohne Vorbuchung, ohne Übernachtungsverzeichnis. Mit eingelaufenen Wanderschuhe, 2 Garnituren Wäsche, etwas Unterwäsche und warme Kleidung zusätzlich, 3 Paar Socken, Regenschutz, Puder, Hirschtalg, Pflaster (sterile Nadeln mit Faden gegen Blasen gibt’s in jeder Farmacia für wenig Geld), Waschzeug, Schlafsack, Personalausweis, Bankarte.

Nicht denken, sondern packen, zinfach zum Startpunkt fahren und beim Anblick des ersten gelben Pfeils (oder anderen Wegzeichens): Loslaufen. So wie man halt auch ins tatsächlich Leben geworfen wird: Ohne preparation – man wächst sicher mit den Aufgaben, der Strecke und der (Lauf-) Zeit.

In meinem Leben und auf meinen Caminos habe ich gespürt und mag es fast garantieren: Irgendwas Positives ergibt sich immer, wenn einem etwas auch nur ansatzweise fehlt. Nur Mut! 

Hasta luego, Santiago!


Dienstag, 3. April 2012

Portugal caminho - Rubiaes - Bar / Restaurant „Constantino“



Nach Abschluss meiner heutigen Etappe von nach Rubiaes, genauer gesagt bis nach San Roques (Rubiaes) stellt sich die Frage, wo ich etwas essen kann – Märkte haben nicht mehr geöffnet und es sieht nicht so aus, als sei hier eine Speisemöglichkeit in der Nähe. Die Wirtin der Pension gibt mir einen Tipp: Das Restaurant „Constantino“, wenn ich wolle, würde ich um 19.30 Uhr sogar vom Fahrservice des Restaurants abgeholt.

Ja, warum eigentlich nicht. Dosenpulpo und - sardinen hatte ich schon genug in den letzten Tagen.

Volltreffer!: Das Essen war super! Erst wurde ich von Constantino, dem Padron des Restaurants mit dem Auto vor der Pension abgeholt und bis zu seinem typisch portugiesisch eingerichteten Lokal chauffiert. Ich hatte so einen Riesenhunger... seit drei Tage die erste warme Mahlzeit....

Und wie wars? „Ja“ muss ich zum Essen sagen: „super“ ! Gemüsesuppe, danach Schweineschnitzel, perfekt auf den Punkt gebracht (alternativ hätte es Fisch gegeben als Pilgermenü), mit frischen Fritten und Reis + Salatberg + Getränk.

Die Menge? Massen! MASSEN! Und lecker.... schmeckte fast so gut wie wie in Köln im „Max Stark“ (meinem Lieblingsbrauhaus, Ecke Thürmchenswall / Cleverstr. ). Der Unterschied: In Köln würde dies Menü mit ca. 20 € zu Buche schlagen, ohne Getränke (versteht sich) hier gabs das alles für wirklich Pilger gerechte 7,50 €..... mmmmmhhh.... Und zurück gefahren wurde ich auch noch.

Um die Sache (und meinen Verdacht) für mich aufzuklären, fragte ich nach dem Essen die junge Köchin und zugleich Frau hinter der Theke, ob sie Christin de Silva sei, ich hätte heute zufällig bei einer Unterkunftsrecherche ihren Namen im Zusammenhang mit dem Restaurant gelesen und ebenso, dass sie mit Ihrem Mann Constantino das Lokal „Constantino“ betreibe, aber lange in Köln gelebt hätte.

Sie war es dann auch. Sie war es. Eine Dreiviertelstunde haben wir uns sodann und „uss dr Lamäng“ über die Domstadt, Deutschland und Portugal unterhalten, auf Deutsch natürlich, Cristina spricht akzentfrei, kam mit 16 nach Köln und ist nach ihrer dortigen Ausbildung bei einem Kölner Geldinstitut aus Heimweh nach Portugal wieder dorthin zurück gegangen (Letzteres kann ich nach einem halben Jahr in Portugal wirklich verstehen). Und sie? Sie ist sehr glücklich mit ihrem jetzigen Leben in Rubiaes , mit ihrem Mann und ihrer kleinen., jetzt zweijährigen Tochter, den Restaurant, das sie im Zwei-Mann-Betrieb betreiben… und so weiter... und so fort.

Nä, nä, wat wor dat schön !!! Was für nette Leute !!

Fazit: Wer also gut,viel und günstig essen möchte auf seinem Caminho von Porto nach Santiago und in oder der Nähe von Rubiaes übernachtet, zum Essen abgeholt werden möchte (selbstverständlich kann man auch laufen), dazu noch ein nettes Gespräch auf Deutsch (oder portugiesisch) führen möchte, dem kann ich Cristina und Constantinos

„Constantinos“
Cafe und Restaurante
Nogueira
4940-133 Cossourado
Tel. 251 782 390
rest_constantino@hotmail.com

nur empfehlen !!

Kleiner Tipp: Jedes Trinkgeld im Lokal erhält Cristina, die es nicht für sich, sondern ausschließlich für die kleine Tochter verwendet.

Aber das braucht ja keiner wissen ;-)))

Montag, 2. April 2012

Weggabelung



Huii...offene, gelassenen und dankbaren Annehmen von Entwicklungen entwickelt sich in unserem Plan-Be derzeit wieder weitergehender als gedacht und völlig anders als erwartet, aber – denke ich – Erwartungen schreien ja sowieso förmlich danach, n i c h t erfüllt zu werden, wenn man irgendwie persönlich vorankommen will. Kurzum: Die erste „richtige“ Erntesituation auf dem Plan-Be-Weg hat sich mit Wucht ergeben:

An der letzten Gabelung hat sich Stefanie entschieden, (zunächst) einen eigenen, von meinem getrennten Weg zu gehen. Sie wählte mit ihren neueren Schuhen den kürzeren, steileren Weg mit sachkundiger Führung - der Weg der Ausdauer, den ich bevorzuge, den mit weniger heftig steilen Passagen, dafür ständig und stetig ansteigend, der mit dem sichtbaren Geröll, der weniger gut bekannte, aber auch der, auf dem jederzeit Überraschungen möglich sind.  , war ihr nicht anstrengend, aufregend und herausfordernd genug.  Aber auf beiden Wegen gibt es für jeden von uns unendlich viel zu entdecken.

Stefanie freut sich, weil es ihr vorkommt, als habe die ganze Entwicklung der letzten 20 Wanderjahre, das kontinuierliche Loslassen eines konventionellen Lebens peu-a-peu dazu geführt, ihr nun den Willen, die Kraft und Entschlossenheit gegeben, selbstbewusst, zuversichtlich und mit ihrer ganzen Ausstrahlung als Vollblutfrau ihren eigenen Weg gehen zu können, selbstbewusst und spontan begeistert. Sie wird ihrem Beruf treu bleiben, soweit er ihr hilft, die elementaren Lebenskosten in Portugal zu decken.

Schreinerlehre ?

Und ich freue mich , einem weiteren Etappenziel näher kommen zu können, nämlich einen Traum zu verwirklichen und einen handwerklichen Beruf zu lernen – die Juristerei ist jedenfalls nicht meine Traumprofession. Schon seit ich denken kann, hatte ich lernen wollen, richtig mit Holz umgehen, es gekonnt zu bearbeiten und zu gestalten. Und die vielen handwerklichen Tätigkeiten der letzten Jahre brachten mich dem Holz immer näher. Resümiert heißt das: Schreinern fasziniert mich! Dafür den Amateurbereich verlassen zu dürfen, ist wieder ein Schritt weiter auf dem Weg, all meine kreative Ideen umzusetzen.

Wo, in welchem Land und bei wem, steht noch in den Sternen. Deutschland ist o.k., allein schon, wegen der Qualität der Ausbildung. Ist ja nur für ein paar Jahre, da auch mich Portugal für sich eingenommen hat. Gibt es da unter den Lesern einen freigeistigen, kreativen Schreinermeister für einen unüblichen, gestandenen, neugierigen, bestens ausgebildeten, mutigen und fachlich begeisterten Azubi?

Wir beide sind jedenfalls dankbar für die ganzen Jahre, in denen wir uns kennen lernen und miteinander reden, auf unserem Weg mit all den kleinen und großen Hindrnissen begleiten und unterstützen durften – und auch dafür, dass die Entscheidung an der letzten Gabelung eine freiwillige war, und nicht der Gefährte unerklärbar oder wegen eines Unfalls plötzlich von der Seite gerissen wurde.

So ist es also eine Art Zwischenernte unserer Reise.

Jakobsweg, Portugal

Zuvor aber habe ich mich wieder einmal auf Alleinwanderschaft begeben. Nach dem „Camino Frances“ von 2099 ist es diesmal - wieder nur mit einem Minimum an Ausrüstung - der Portugiesische Jakobsweg, der „caminho portoguese“, von Porto bis nach Santiago de Compostella in Spanien.in ich nun in Ponte de Lima um mache etwas Pause. Die Stadt erwacht gegen 9.30 Uhr langsam zum Leben, die (wenigen) Plätze und Geschäfte füllen sich mit Menschen.

Nach drei Tagen unentwegter Wanderei bin ich nun in Ponte de Lima und gönne meinen Füßen einen Tag Pause. Anders als der Camino Frances hat man auf dem portuguiesischen Jakobsweg sehr viele Kopfsteinpflaster „portuguesian art“ zu bewältigen – das strapaziert die Füße mehr als gedacht. Über die öffentlichen Lautsprecher der Stadt läuft im Hintergrund Frank Sinatra, derzeit „My way“ -  Zufall ;-))

Nur, wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden


 Btw: Den Plan-Be-Blog und die Seite werde ich weiter führen und auch in Zukunft weiter von mir / uns erzählen. Warum auch nicht?