Dienstag, 13. August 2013

SMS - Abschied



Cookie ist tot.


Cookie - meine geliebte Dackel-Beagle-Mischlungsdame und bis Mitte Mai 2012 unsere gemeinsame, tapfere und fröhliche Mitwanderin und Mitlebensgefährtin. 




Cookie, gerade mal knapp über fünf Jahre alt.
 

Wir hatten sie Anfang 2009 über die WDR-Sendung "Tiere suchen ein Zuhause" aus über 2.000 Mitbewerbern erhalten. Da war sie ein Jahr alt und hatte unerklärlicherweise schon Monate im Tierheim zugebracht. Ein "Notfall".




Natürlich  war es Liebe aus den ersten Blick, bei Stefanie und bei mir. Und sie hat uns auf der gesamten Plan-Be-Tour durch Europa begleitet. Was für eine offene, unkomplizierte und gutmütige Begleiterin...



Wir beide haben sie abgöttisch geliebt. Im Mai 2012 hat Stefanie sie ins portugiesische tipiwalk-Exil nach Pesos Cimeiros mitgenommen, zu Jackys anderen drei Hunden, Zoef, Falco und dem blinden Feliz.

Unter Jackys Führung - alle vier Hunde


Cookie sollte es auf jeden Fall gut gehen, nur deshalb habe ich sie Stefanie überlassen; Cookie gefiel die Gesellschaft der anderen drei Hunde (Cookie - ein typischer Rudelhund), Stefanie hing mit ganzem Herzen an ihr und würde nur das Beste für sie wollen. Davon war ich überzeugt, vielmehr ich wusste es einfach. Und mehr Hundespaß als bei mir hätte Cookie ja auf den geplanten touristischen Kanu-und Wandertouren bei tipiwalk.eu. 

Dämpfer bekam meine Überzeugung, als ich Cookie im Frühjahr 2013 hätte sehen können, aber plötzlich nicht sehen durfte, Nicht einmal zu einem einzigen kleinen Spaziergang. Das war völlig abredewidrig und: Ich konnte es nicht fassem, weil ich mich nur wenige Kilometer  von Pesos Cimeiros entfernt aufhielt.  O.K. , ich habe das mit Wut und vielen Tränen schlucken müssen. Immer in der Hoffnung, dass es vielleicht dann später noch einmal klappt, dass das "Auf Wiedersehen" im Mai 2012 dann kein endgültiger Abschied sein würde. Möge Gott bewahren...

Und nun doch. Es ist schon sehr seltsam: Binnen weniger Monate sind im tiptwalk-Geschäftsjahr 2013 bereits zwei Hunde, nämlich Falco und Zoef in den Hundehimmel abgetreten, Zoef angeblich wegen plötzlicher aufgetretener Altersschwäche, Falco wurde überfahren.



Den ganzen letzten Freitag, 09. August, hatte ich aus unerklärlichen Gründen zum ersten Mal in der ganzen Zeit so richtig das "ärme deer", habe mir stundenlang Cookie-Bilder angesehen und Walter Roos am gleichen Tag gebeten, noch zusätzliche Bilder von Cookie in die "Wer"- Seite bei Plan-be.de einzufügen.

Cookie-Portrait, gemalt von Lilla Varhelyi


 

Am darauf folgenden Sonntag, dem 11. August 2013, nun die knappe SMS von Stefanie, sinngemäß: Cookie ist gestorben, unerkannte Darmverschlingung, traurig.


Nach Zoef und Falco nun auch Cookie.
 
Meine geliebte Cookie.



Cookie ist tot. 

 

Ich bin ...

erschüttert... und...tiefst....

traurig. Binnen eines Zeitraumes von etwas mehr als einem Jahr ist mit Cookies Tod nun zum zweiten Mal ein Teil meines Herzens gestorben.


Ob Hunde auch philosophieren ?




PS: Ich weiß, dass es Stefanie - wegen Cookie -  auch so geht. (o)


Samstag, 10. August 2013

Eine kurze Geschichte der letzten Zeit



Irgendwie scheine ich meinen noch nicht fassbaren Konkretziel näher zu kommen, nämlich einem Selbstversorgergrundstück irgendwo auf dem Jakobsweg zwischen XY und Santiago de Compostela, am liebsten in Portugal.
Vor drei Jahren war mir Gartenarbeit ein Graus (das musste alles Stefanie erledigen); ich hingegen wusste gerade einmal, wie ein Feld aussieht - nicht aber, wie ein Feld bzw. ein Wald sinnvoll genutzt werden können. Mittlerweile hat sich das gründlich geändert. So Vieles habe ich während der bisherigen Reise durch Europa gelernt - über Bewirtschaftung von Feld und Wald, Anbau und Ernte, ökologische Landwirtschaft, Sepp Holzer’s Hugel-Kulturen, Ressorucen schonende Arbeit, und ökologischem Bauen, Nachhaltigkeit, Improvisation. So viel, dass es mir unfassbar erscheint.
 
Beim Bauen wird in Griechenland am meisten "gemaggelt" (wohl, um Steuerzahlungen zu vermeiden), in Portugal am meisten improvisiert. Landwirte haben es überall schwer, sei es in den südlichen europäischen Ländern oder gar in Südtirol oder der Schweiz. Aber hie wie dort überall steht vor Allem in Griechenland un Portugal die Eigenleistung, der Clan, die Mithilfe von Nachbarn und Freunden im Vordergrund. So ganz anders als in Deutschland....


Bei Bauen mit Natursteinen hat mich Walter Friedl-Grünecker unglaublich inspiriert (www.goladinha.eu), der in Zentralportugal Kenntnis reich "Räume zu Leben und Arbeiten" errichtet und dies liebevoll zelebriert. Unter seinen Händen entsteht dort über die Jahre ein Therapie-, Gesundheits- und Seminarzentrum - auf einem Gelände, auf dem er und Christiane, seine Frau, auch selbst leben.

Hinsichtlich des von mir präferierten Bauens mit Stroh habe ich jemanden kennen gelernt, der mir (neben dem Angebot des FASBA = Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. - "Wir bauen nachhaltig für die Zukunft"; http://www.fasba.de/) vertiefte Kenntnisse im Bau von Strohballenhäusern vermitteln kann.

Ich gebe gerne zu: Die Angebote des FASBA sind super - aber die Entfernung nach Verden in Deutschland ist mir für die angebotenen Ausbildungen / Seminare zu groß - und: ich kann sie mir einfach nicht leisten.

Was für ein glücklicher Zufall also. ;-))

Zufall????

Ein anderer Zufall: Zu meiner technischen Ausrüstung, die sich gerade soeben noch mit dem kleinen Wohnwagen transportieren lässt, gehören mittlerweile neben diversen Kleinwerkzeugen folgende, im Gegenzug fürs Arbeiten geschenkt erhaltene Arbeitsmittel - auf die ich richtig stolz bin:
1. Zwei unterschiedliche portugiesische Enschadas (in D wohl eher "Grabehacken" genannt),

2. zwei Sensenbäume (Stahlrohr- und Holzbaum), nebst einem alten Reichsform-Sensenblatt 70 cm, Sensenblatt mittlerweile selbst gedengelt und gewetzt und (wieder) ausgiebig in Gebrauch genommen, außerdem Dengelamboss (Schlagdengler), Kumpf und Naturwetzsteine, 
 

3. eine alte Rundsichel, Sichelblatt von "Kuhlmann Söhne, Leverkusen", mittlerweile geschliffen und gewetzt

4. ein Spalthammer von Gränsfors Bruks nebst Alu-Drehspaltkeit (Ochsenkopf) und einem Stahl-Hohlspaltkeil mit Holzeinsatz,

5. eine neue Stihl Motorsäge MS 261 C

dazu Motorsägen"führerschein" und Sensenlehrgang und selbstverständlich persönliche Schutzausrüstung wie Schutzhelm mit Visier und Gehörschutz, Stihl Schnittschutzhose, Schnittschutzstiefen und alle möglichen Arten von Arbeitshandschuhen.


Aber die größten Geschenke waren und sind: Die vielen netten Menschen, die mich so Vieles gelehrt haben und mir die außerdem Möglichkeit gaben, mit all den Gerätschaften jede Menge praktische Erfahrung sammeln zu dürfen....


Im Sommer 2013 hat mich meine Entdeckung der Handsense am meisten fasziniert, konkret: Das Mähen mit der (Hand-) Sense und die Information, das eine der rennomiertesten deutschen Sensenschmieden nicht im Allgäu und nicht in Mecklenburg zu finden war, sondern im Rheinland, in Leverkusen. Es ist die ehemalige Sensenfabrik "H.P. Kuhlmann Söhne" in Leverkusen, Schlebusch (1835 - 1987), nach der Schließung 1987 heute ein Industriemuseum, das bisweilen auch "Sensen-Schauschmieden" anbietet www.Sensenhammer.de). In Leverkusen - meiner Heimatstadt.


Ebenso ungläubig gestaunt habe ich, als ich ein natürliches Schutz-, Pflege- und Reinigungsmittel für die Metallteile des Werkzeugs suchte: Irgendwann bei der Recherche bin ich dann bei dem Namen "Ballistol" hängen geblieben. Und siehe da: Auch dieses althergebrachte "Wundermittel" wurde im Rheinland produziert. In der Online-Firmenbroschüre heißt es dazu:



"1874 gründete Friedrich Wilhelm Klever, ein Rechtsanwalt (...), in Köln die Chemische Fabrik F.W. Klever. Er begann mit der Produktion von Ölen und Fetten auf Kohlebasis, kaufte ein Bergwerk, um von Rohstofflieferungen unabhängig zu sein. Um die Jahrhundertwende suchte das kaiserliche Heer ein Allroundöl, das nicht nur die Metallteile der Waffen, sondern auch die Holzschäfte und das Lederzeug pflegen und konservieren sollte. Gleichzeitig musste es dem Soldaten als Wundöl für kleinere Verletzungen, Risse und Abschürfungen dienen." Nur das Zweigwerk in Leverkusen überstand beide Weltkriege...."



Schon wieder Leverkusen! Da stellt sich im Nachhinein doch die Frage: "Warum in die Ferne schweifen....??"

Aber es ist nunmal geschehen. Und fast - glaube ich - fast fehlt nur noch das passende kleine Grundstück am Jakobsweg, um sich dort nieder zu lassen und selbst zu versorgen. Aber heißt es nicht auch dahingehend, der "Weg nach Saniago" beginne vor der eigenen Haustür?


Nun denn, wir werden sehen. Ich bin sehr, sehr neugierig - und offenbar noch nicht am Ende des Dazu-Lernens... auch wenn meine Zeit in der Geschichte kurz ist.



Mittwoch, 10. April 2013

Strohballenhäuser: Schimmel, Flammen, Viecher ?


Was für ein Gedanke: Ein Kind zeugen, in Apfelbäumchen pflanzen und zuletzt ein Haus errichten, das alle und Allen Lebensqualität bietet, nicht Jahrhunderte überdauert und zum Zankapfel der übernächsten Erbengeneration wird und dazu noch relativ günstig ist.

Möglicherweise geht das ja: Mit Stroh.

Wie bitte? Stroh als Baumaterial? Na, wenn man da nicht auf Sand baut oder sich auf dem Holzweg befinde....

Nun: Vieles spricht für Stein als Baumaterial, Vieles auch für Holz oder sogar Schnee / Eis - aber Einiges eben auch für: Stroh. Komischerweise sind mir in den letzten Wochen verstärkt Leute begegnet, die sich mit Strohballenhäusern beschäftigen. Am Anfang hab ich gedacht: Neee, das klingt mir zu sehr nach "Alm", alternativ, Instabilität und Ungeziefer. Oder um es juristischer auszudrücken: Wenig genehmigungsfähig.

Weit gefehlt, mittlerweile bin ich ein wenig informierter: Die Idee, Häuseraußenwände (oder sogar Fundamente) ganz oder teilweise mit Stroh zu errichten, ist weder neu, noch originell. Um exakt zu sein, ist es die konsequente Weiterführung des Gedankens, mangels Holz anderes vorhandenes, ebenso regional verfügbares Material zum Häuserbau zu verwenden - eben Stroh - und dies nicht nur zum Mittagsschlaf auf dem Feld. Logischerweise muss dieser Gedanke in einer Gegend ihren Ursprung gefunden haben, in der genügend Stroh anfiel.

Im 19 Jahrhundert sollen Wanderarbeitern in Nebraska (USA) - einer Gegend mit riesigen Getreidefeldern - Strohballen wie Ziegelsteine "selbsttragend" zum Wandaufbau eingesetzt haben. Solche "Häuser" waren leicht aufgebaut, nicht teuer und - so wohl die Idee - das Material baut sich im Zweifel nach der Saison von selbst wieder ab. Also wurden Heu und Stroh mit Muskelkraft zu soliden Blöcken zusammengepresst und zirka 70 Strohballenhäuser gebaut. Entgegen den Erwartungen aber überstanden die Dinger mehr als nur einen der extremen Sommer (und Winter) - und wurden so schließlich zu "Dauerbauten". Der nächste Schritt zum vollwertigen Haus war dann die Erfindung der von Pferden angetriebenen Strohballenpresse.

Zwei Schritte zurück: Stroh als Baumaterial wurde - neben Lehm- schon für den Bau der ersten Häuser der Menschheit eingesetzt, wenn auch nur als "Beiwerk" oder für Dachdeckungen. In Nebraska schließlich wurden zunächst ausschließlich Strohhäuser errichtet, deren Wände aus Stroh bestanden und diese das Dach direkt trugen (loadbearing straw-bale-house, Nebraska-Stil). Bald aber schon - im Jahr 1936 - wurde erstmals ein zweistöckiges Strohhaus errichtet, dessen Holzrahmenkonstruktion mit Strohballen lediglich verfüllt (manchmal nur "gestopft") wurde. Und aus dem Ganzen wurde seinerzeit dann eine Art eigenständige "Architektur" mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Strohbauweise wieder aus der Mode. da gab es andere Probleme zu lösen. Erst 1974, inmitten der Ölkrise, erlebte die kostengünstige Strohbautechnik eine neue, bescheidene Blüte. Der endgültige Boom (in den USA) wurde durch Strohhausbeschreibung in Holzständerbauweise des kalifornischen Architekten Jon Hammond in dem Magazin Fine Homebuilding im Dezember 1984 ausgelöst.

Dem folgend werden auch heute noch im Wesentlichen zwei Bauweisen unterschieden: Entweder tragen die Strohballen die gesamte Last (auch die Dachlast) - dann ist es selbsttragenden Bauweise, oder die Last wird durch eine Holzkonstruktion getragen, deren Zwischenräume mit Strohballen ausgefüllt werden. Weiterhin kann man sich überlegen, ob die Strohballen aussen an der Holzkonstruktion verabrbeitet werden, oder innen) also Richtung Hausinneres). Für lAlles gibt es Pros und Kontras. Gemeinsam aber sind all diesen Bauvarianten die Verwendung von stark gepressten Strohballen. Die klassischen Strohballen, hergestellt mit einer üblichen kleinen Ballenpresse, haben die Abmaße von 80-90 cm in der Länge, 50 cm in der Breite, wenn sie liegen, und 35 cm in der Höhe. Üblich sind aber auch Strohballen mit den Maßen 250 x 125 x 90 cm; ein solcher Ballen kostet ca. 25 € (ohne Gewähr).

Heute stehen mehr als 13.000 Strohwohnhäuser in den Vereinigten Staaten, im Vergleich dazu ca. 80 in Deutschlan (keliener Scherz: Nur die Österreicher machen aus Stroh weiterhin lieber Rum). In Deutschland gibt es mittlerweile sogar einen "Fachverband Strohballenbau" mit Informationen und Ausbildungsmöglichkeiten - http://www.fasba.de/


Ein Strohballenhaus braucht hohe Stiefel und einen großen Hut“


Hausbau mit Stroh - da gibt es viele Vorurteile: Wenn es feucht wird, schimmele das Stroh, Nager und anderes Getier freuten sich über Strohballen als Unterkunft (das könne man ja in jedem Stall beobachten) und schließlich brenne Stroh "wie Zunder".,

Dem ist aber nicht ganz so !

Feuchtigkeit zum Beispiel, sei es aufsteigende oder schlagregnende vom Himmel fallend, muss nicht zu Problemen führen. Nein ! Feuchtigkeitschäden lassen sich konstruktiv vermeiden durch

1. Hohe Stiefel:

- ein sehr gutes Fundament (zB. Kapilarbrechender Kiesel und darauf Schieferplatten)
- genügend Abstand der untersten Stohballen zum Boden
- Feuchtigkeitssperren

2. Einen großen Hut:

. trockenes Stroh beim Bau
- ausreichender Dachüberstand (gegen Schlagregen von der Seite), mindestens einen Meter.


Schädlingen, also Kleinnagetiere und Insekten verschiedenster Arten bietet Stroh keinen besonderen Anziehungspunkt! In der kälteren Jahreszeit allerdings werden offen liegende, unverputzte Strohballen aufgrund ihrer guten Wärmedämm-Eigenschaften gerne von Mäusen als Behausung aufgesucht. Richtung Winter sollte der Bau eines Strohhauses daher abgeschlossen sein.

Wer mag, kann zur Gewissensberuhigung dem angeblichen Nagetierbefall von Strohballenwänden zusätzlich durch engmaschige Drahtnetze unter dem Putz vorbeugen.

Feuer: Die verbreitete Angst, Bauen mit Stroh erhöhe die Brandgefahr, ist mittlerweile widerlegt. So entsprechen beidseitig mit 5 cm Lehmputz versehene moderne Strohballengebäude der Brandschutzklasse F90 (Feuerwiderstands-dauer 90 min), was einer 20 cm dicken Betonwand entspricht.

Allerdings ist es beispielsweise ein Bau-Kardinalfehler, Stromkabel im direkten Kontakt mit den Ballen zu verlegen. Sollte es (aus welchen Gründen auch immer ) zu einem Kabelbrand kommen, kann ein Schwellbrand entstehen, der wochenlang glimmt, und an einer luftigen Stelle, plötzlich zu einem echten Brand wird. Generell sollten Elektrokabel an "sensiblen" Stellen immer in zehn Zentimeter dickes, feuerresistentes Material gepackt werden, Beispielsweise Ziegel oder Lehm.


Nachteile:

Selbstverständlich hat das Bauen mit Stroh Nachteile:

- Durch die ungewöhnlich großen Wandstärken (ca. 45-65cm) benötigt man für die gleiche Wohnraumfläche ein größeres Grundstück,

- Der Bau von mehr als zwei Geschossen ist derzeit nicht möglich bzw. genehmigungsfähig; Derzeit ist es vorraussichtlich möglich nur 2 Geschosse zu bauen.

- Der Bau selbst ist stark witterungsabhängig: Eine Rohbauphase in den Sommermonaten ist ideal,

- Während der Bauphase besteht erhöhte Feuergefahr (unverdichtete Strohreste oder Halme brennen sehr wohl) und Gefahr des Nagetier- oder Insektenbefalls, ebenfalls kann es in dieser Phase bei bestehenden Stauballergien zu unangenehmen Reaktionen kommen, 

- Teilweise ist ein hohes Setzmaß der Strohballen, bzw. Verpressung der Wände ist erforderlich.

Vorteile

Hingegen sprechend die Vorteile des Bauens mit Stroh für sich: Stroh ist als Baumaterial günstig, umwelt- und energieschonend, ökologisch und nachhaltig. Strohballen sind mit manpower einfach zu bearbeiten und zu formen, flexibel, solide, stabil und auch über lange Zeit haltbar. Zudem sind Strohballen beinahe rund um die Welt regional verfügbar.

Im Gegensatz zu Stroh brauchen moderne Baustoffe spezialisierte, teure Arbeitskräfte und Werkzeuge bzw. Maschinen, sie sind meist unflexibel, besitzen nur geringen ästhetischen Charakter, sind oft giftig und erzeugen während Herstellung, Verarbeitung, Gebrauch und Entsorgung erhebliche Mengen an Umweltverschmutzung und Abfall.
Strohballen speichern aufgrund ihrer geringen Masse nur wenig Wärme. Ebenso weisen Strohballen eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit auf, wobei stehende Ballen relativ zur Wanddicke weniger Wärme durchlassen. Woran liegt das? Nun, beim Pressen der Ballen werden die Strohhalme quer zur Pressrichtung eingelegt - daher erstrecken sich die Halme bei einem liegendem Ballen entlang der Breite des Ballens. Stellt man den Strohballen hingegen auf, so stehen auch die Halme und sie setzen dem Wärmefluss mehr Widerstand entgegen als bei liegenden, wo die Wärme leichter entlang der dünnen Röhrchen kriechen kann. Technisch ausgedrückt: Bei einem Wärmestrom parallel zur Faser ist die Wärmeleitfähigkeit höher als bei einem Wärmestrom senkrecht zur Faser.
Bei der Verwendung von stehenden Strohballen (d=35cm) kann der Passiv-hausstandart mit einem U-Wert unter 0,15 W/m²K erreicht werden. Ein 6cm dicker Lehmputz kann wesentlich zum Wärmepuffer des Gebäudes beitragen. Die gesamte Wärmespeicherfähigkeit Wand aus stehenden Kleinballen mit 6cm Lehmputz innen entspricht etwa der Speicherfähigkeit einer 11,5 cm dicken Backsteinwand.
Stroh ist gesünder: Im fertigen, verputzten Gebäude das Stroh in Verbindung mit Lehm ausgesprochen positive Auswirkungen auf das Raumklima. Der Lehmputz wirkt feuchtigkeitsausgleichend und luftreinigend. Außerdem bieten Strohballen wegen ihrer relativ geringen Dichte und hohen Elastizität einen sehr guten Schallschutz. 

Außerdem sind Strohhäuser in der Regel schnell errichtet: Allen, die es beim Hausbau sehr eilig haben, kann gesagt werden, dass bei hoher Eigenleistung und komplikationslosem Verlauf ein 150 Quadratmeter-Haus in sechs Monaten bezugfertig aufgestellt werden kann (das wird nur noch von einem Ultraschnell-Fertighaus getoppt, für das man lediglich vier Fertigwände braucht -zB 6 (Tiefe) mal 8 (Höhe) Meter - und ganz viele, zehn Meter lange lange Nägel. Und einen riesigen Hammer ;-)) )

Fazit: Berücksichtigt man alle Kosten und Nutzenfaktoren, erweisen sich Strohballen für mich als eines der bemerkenswertesten modernen Bau-Materialien. Mal sehen, was daraus wird....

Montag, 21. Januar 2013

Positive Psychologie und Strafrecht


Eine der neueren Strömungen in der Welt der Psychologie - etwa seit dem Jahr 2000 - ist die vom US-Psychologen Martin Seligmann begründete, so genannte "Positive Psychologie".

Deren Grundgedanke ist, nicht ausschließlich an Defiziten des Menschen zu arbeiten und sie zu therapieren, um ihm damit ein "unbeschwertes" Leben zu ermöglichen, sondern seine Stärken zu erforschen, zu fördern und ihm damit Instrumente an die Hand zu geben, die ihn stärken und sein Leben lebenswerter machen als durch Verminderung (oder "Heilung") von Mängeln.

Stichworte des Ansatzes der Positiven Psychologie sind

- psychischer Aufbau statt Reparatur
- Fördern von Wohlbefinden und Glück statt Minderung von Leiden

Wie macht sie das? Die Positive Psychologie wechselt die Perspektive. Sie stellt psychologische Gegenstände wie Vertrauen, Geborgenheit, Glück, Vertrauen, Optimismus, Verzeihen und Solidarität in den (Forschungs- und Wirkens-) Vordergrund. Dies sind kulturell weltweit "positive", erstebenswerte Zustände. Sie definiert Chraktereigenschaften, anhand derer es leichter sein soll, diese Zustände zu erreichen und fördert diese Eigenschaften beim Individuum. 

Der perspektivische Ansatz der Positiven Psychologie ist selbstverständlich umstritten. Angenommen, der Ansatz wäre aber richtig, könnte er eine Bedeutung erlangen, die über das Individuum hinausgeht - nämlich eine System übergreifende, sogar gesamzgesellschaftliche Dimension. Sie könnte nicht nur auf einzelne Personen angewendet werden, sondern auch auf andere Organisationsformen des menschlichen (Zusammen-) Lebens wie zum Beispiel Partnerschaft, Familie und Unternehmen, darüber hinaus auch auf Politik und Gesellschaft. Und innerhalb der Gesellschaft - so meine Auffassung als Volljurist - auch auf das Rechtssystem, insbesondere auf das "bestrafende" Rechtssystem: Das Strafrecht und das Strafvollzugsrecht.

Strafrecht und Strafvollzugsrecht stellen das wichtigste staatliche Instrumentarium dar, um gesellschaftlich erwünschtes Handeln zu fördern und gesellschaftlich unerwünschtes Handeln zu verhindern - durch Strafe und deren Vollziehung.

Das Strafrecht gibt vor, welches Handeln gesellschaftlich "defizitär" ist und bestraft es mit einer bestimmten Folge (in Deutschland Geld- oder Freiheitsstrafe); mit den Mitteln des Strafvollzuges wird die erkannte Strafe durchgesetzt und vollzogen.

Ziel des Strafrechts ist es, den einzelnen (und die Gesamtheit) vor der Begehung von Straftaten, auch weiterer) abzuschrecken und den Opfern Genugtuung für begangenes Unrecht zu verschaffen, Ziel des Strafvollzuges ist, den zu Bestrafenden gleichzeitig zu bestrafen und zu resozialisieren un damit wieder nahtlos in die Gesellschaft einzugliedern.

Es ist bekannt, dass diese Ziele mit den vorhandenen Mitteln nicht erreicht werden und zudem sehr kostspielig sind.

Die Ansätze der Positiven Psychologie vorausgesetzt, wäre das gesetzgeberische Ziel nicht anders, nur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: Die Zahl der "Nichtstraftäter" zu erhöhen und dem Einzelnen (bzw. dr Gesamtheit aller Einzelnen) nicht Abschreckung vor Straftatbegehung zu vermitteln, sondern den Anreiz zu erhöhen, nicht straffällig zu werden. Also nicht Bestrafung der Gesetzbruches", sondern Belohnung der "Gesetzestreue". 

Konsequent gedacht bedeutete dies, dass eine Stärkung des Individuen zum "Nicht-straffällig-werden", möglicherweise durch ein Belohnungssystem für Nichtstraftäter (Belohnungsstrafrecht) sinnvoller ist als das vorhandene Bestrafungssystem durch Abschreckung, Bestrafung und (defizitäre) Resozialisierung (Bestrafungsstrafrecht). Dies Alles nach Möglichkeit Kosten frei, zumindest aber Kosten neutral, ohne entstehende Mehrkosten.

Wie könnte eine Stärkung der Bereitschaft, keine Straftaten zu begehen, wie könnte ein solches Belohnungssystem aussehen und: Würde es von der Bevölkerung angenommen?

Auf die erste Frage lässt sich derzeit noch keine Antwort geben. Es müsste nach meiner Auffassung, um wirken zu können, zunächst gleichzeitig individuelle Anreize bieten, gleichzeitig aber gesellschaftliche Vorteile für den Einzelnen Nicht-Straftäter bieten. Vielleicht kann dies in der Eröffnung von konkreten individuell erwünschten Bildungs- oder Fortbildungsmöglichkeiten (Beruf, Interessengebite, Musik, bildende Künste, Fertig- und Fähigkeiten), in der Eröffnung von Wegen zur persönlichen Fortentwicklung (körperlich, seelisch, emotional oder psychisch) und damit gleichzeitig zugunsten einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung geschehen. Denkbar wäre auch eine Belohnung nach Art eines Punkte-Bonussystems, das sich als "weiteres Standbein" zu dem System der individuellen Alterbezügen gesellt, oder die Gewährung von schlichten finanziellen Vorteilen, ähnlich der Gewährung von Kindergeld.

Hinsichtlich der zweiten Frage sei - als kleines Beispiel - auf die Genugtuung und den Stolz verwiesen, die viele Menschen verspüren, wenn sie für 25 oder gar mehr Jahre "unfallfreies Autofahren" eine simple Urkunde erhalten, als gesellschaftliche Anerkennung. Allein diese Urkunde ist Ihnen jahrelanges Bemühen wert - wohl wissend, dass "unfallfreies Fahren" nicht allein von ihrem Verhalten abhängt, sondern ebenso von all den anderen Verkehrsteilnehmern, die ihnen begegnen.

Aus meiner Sicht spricht auch nichts dagegen, kumulativ das zurzeit bestehende Bestrafungsstrafrecht und das neue Belohnungsstrafrecht für all jene beizubehalten, die sich nicht anreizen lassen oder anreizen lassen möchten, gesetzestreu zu bleiben und damit nicht straffällig zu werden. Dies Nebeneinanderbestehen beider Syteme würde ich "poenale Dichotomie" des Strafrechts nennen.

Um die Zahl der Straftaten und die Kosten der Strafvollstreckung zugunsten einer "besseren" Gesellschaft zu senken- was spricht dagegen, es einmal so zu versuchen?