Montag, 21. November 2011

"Wohin, Europa" - ein paar Gedanken...

Es hat sich in der - relativ kurzen - Geschichte der Menschheit gezeigt, dass Menschen dazu neigen, sich von anderen abzugrenzen. In einer Welt des sich abgrenzenden Individuums wird die Identität des Einzelnen und seine Besonderheiten und Interessen am besten in einer Gruppe geschützt, die individuelle Freiheiten zulässt. Die Gruppeninteressen wiederum werden am besten im Rahmen eines entsprechenden Gruppenverbundes, die Interessen der Verbünde im Rahmen eines entsprechenden Organisationen, die der Organisationen im Zusammenschluss von Ländern (Staaten) wahrgenommen.

Nachteilig wirkt sich dabei allein die unvermeidliche „Abgrenzung von anderen“ aus, die jedes menschliche Zusammenwirken erschwert, in dem das Hauptaugenmerk auf das „Wie“ gelegt wird, auf das Formelle, nicht auf das gemeinsame Ziel. Europa erfährt dies zur Zeit schmerzlich.

Wenn sich die Einsicht dafür durchsetzt, dass der Kultur-, Wirtschafts- und Nationalindividualismus der europäischen Länder nur durch einen souveränen gesamteuropäischen Staates gerettet werden kann, ist schon denklogisch (Folgerung a minore ad maius) ersichtlich, dass die kulturelle Vielfalt und die Eigenarten jedes Einzelnen in der Weltbevölkerung und jeglicher menschlicher Zusammenschlüsse nur durch die Bildung eine Weltgesamtstaates gerettet werden kann, einer Weltregierung, welche die Belange aller im Auge hat.


Derzeit fühlen sich die europäischen Bürgergemeinschaften in ihren jeweiligen Ländern jeder für sich allein isoliert, hilflos ausgeliefert und von anonymen Gutsherren verwaltet. Sie haben Angst, „ihre“ nationalen Identitäten“ zu verlieren und damit ihren persönlichen Schutzraum. Die Europäer brauchen also das Gefühl, in eine Art großen familiäre Verbund eingebunden zu sein, als Menschen mit unendlich starken Gemeinsamkeiten aus und an ihren Wurzeln und allen erdenkbaren daraus erwachsenden individuellen Eigenarten. Mit der Schaffung und Stärkung einer eigenen, europäischen Identität sui generis werden ihre Herzen gewonnen. Mit der weitergehenden Idee der „Weltgemeinschaft“ haben sie dann eine gemeinsame Aufgabe aus gemeinsamen Gedanken- und Herzensgut, auf das sie stolz sind, das sie weiterentwickeln und weitergeben können. Ähnlich wie die griechische, antike Erfindung der Demokratie den Lauf des politischen Europas der nächsten Jahrtausende verändert hat, kann auch der Gedanke einer „Weltgemeinschaft“ basierend auf einer europäischen Idee die Zukunft prägen.

Das könnte eine der Aufgaben eines „neuen Europa“ sein, die Bildung eines Weltstaates vorzubereiten, sich also nicht nur nach Vorbild der „Vereinigten Staaten“ (aber "nur" in Europa, also ein kleineres Ebenbild) zu formieren, sondern durch weit darüber hinaus gehende Maßnahmen ein eigenständiges zukunftsweisendes Vorbild zu geben, dessen ungeschriebenes Ziel die Überwindung vom Gedanken des individuell, kollektiv und staatlich Trennendem, Abgrenzendem aller Art ist.

Dies könnte dadurch geschehen, das neben eine europäischen Gesamtregierung eine Art „provisorische Welt-Entscheidungsrat“ zunächst) ohne Eingriffbefugnisse installiert wird, in welchem Vertreter aller Nationen zu den zu treffenden Entscheidungen der Europäischen Gesamtregierung vorab Stellung nehmen dürfen. Der Europäischen Gesamtregierung wird so der Blick geschärft für die Tragweite und Folgen einer Entscheidung. und abgelenkt von der schlichten Wahrnehmung eigener, Europa interner Interessen.

Selbstverständlich können und müssen einzelne europäische Länder wegbereitend sein, die Deutschen beispielsweise, indem sie durch eine Neugestaltung des Grundgesetzes als erste ihre nationale Souveränität dadurch aufgeben, dass sie eine sich einen neue Verfassung geben (formal über Art. 146 Grundgesetz: Volksabstimmung ) zugunsten einer gesameuropäischen Regierung, somit gesamteuropäischen Belangen und damit jedes Einzelnen europäischen Bürgers.