Dienstag, 1. Mai 2012

Das Universum / Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne


Das Universum/ Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne.

Letztens habe ich die Nachricht gelesen, dass Sönke Wortmann die Meinung vertritt, Paare sollte möglichst direkt nach der Hochzeit einen Paartherapeuten aufsuchen. Das klingt für „Normalsterbliche“ völlig abgedreht und überflüssig - „Ich mach mir doch nicht vorher oder an Anfang schon Gedanken über das Ende“ - oder so ähnlich....

Man kann auch länger darüber nachdenken. Ist nicht auch eine Beziehung ein „kleines, eigenes Leben“ im Leben? Hm... Also: Mittlerweile sehe ich es folgendermaßen:

Ziele lassen genügend Freiraum für sich ändernde Umstände lassen, Pläne zeichnen Schritte auf einem Weg vor, engen ein und schüren Erwartungen, die nur enttäuscht werden können.

Ziele entspringen der eigenen Seele – sie sind tief empfunden – und so wird man versuchen , ein ideelles Ziel zu erreichen, wenn man es einmal für sich gefunden hat. Man wird einen Weg einschlagen, von dem man nicht weiß, was er bringt – also kann viel passieren und man ist flexibel genug, um darauf zu reagieren – gerade weil man nicht den konkreten Weg, sondern das Ziel vor Augen hat.

Welches Ziel das ist, ist dabei völlig unwichtig – jedes Ziel ist als solches (für eine nach menschlichen Maßstäben moralisch unabhängige „Instanz“) völlig wertfrei zu betrachten – also ist es egal, ob man beispielsweise ein Massenmörder oder ein Mensch a la Diogenes, Casanova oder Mutter Theresa sein möchte .Gegen seine Natur k a n n man nichts machen, - disziplinieren vielleicht, dann aber immer nach menschlichen, eigennützigen Maßstäben mit dem Risiko einer Eskalation der unterdrückten Gefühle („überschießender Innentendenzexzess“, wie Juristen sagen würden).

Hat man ein Ziel gefunden, es definiert an anvisiert, kann es sehr gut sein, dass man es zwischenzeitlich auch aus den Augen verliert – so ist nun mal das Leben – aber, weil man ein Ziel hat, für das es sich zu leben lohnt, wird einem unerklärlicherweise irgendwie geholfen werden, es wieder vor Augen geführt zu bekommen: Vielleicht anders, als man gedacht hat, auf jeden Fall wieder “back to the roots“, zum ursprünglichen Ziel. Um es anders zu sagen:Bei Zielen ist ein gutes Stück weit der Weg das Ziel.

Pläne hingegen sind sind in der Vorstellung festgerückte, vorgegebene Ablauffolgen, mathematisch präzise chronologische Folgenterme, die kaum oder keinen Platz für Unerwartetes, Veränderungen und Änderungen lassen außer ihrer eigenen Verwirklichung. Pläne dienen oft auch nicht den eigenen, sondern den Zielen und Plänen anderer.

Pläne sind daher nichts anderes als der Versuch, dem Leben / Gott / dem Universum ins Handwerk pfuschen zu wollen und ihm vorzugeben, „wie“ etwas zukünftig zu geschehen hat, damit man zufrieden ist. Je detaillierter ein Plan ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.

Zurück zu Sönke Wortmann und die Beziehungsebene: Sönke Wortmanns Idee ist nicht schlecht, wenn er Paaren empfiehlt, direkt nach der Hochzeit einen Paartherapeuten aufzusuchen (ebenso sinnvoll ist es ja auch, v o r der Hochzeit einen Ehevertrag zu schließen).

Auf genau auf diese Art und Weise werden bei beiden Partnern Ziele von Plänen getrennt: Indem man darüber redet, sich den Spiegel vorhalten lässt und es sich klarmacht – und so den Unterschied findet zwischen eigenen und vielleicht gemeinsamen Zielen und Einbindung des Partners in einen eigenen (Lebens-) Plan. Bei ersteren bleibt in einer Beziehung genügend Platz für Veränderungen und „Umwege“, bei letzteren dient der Partner lediglich als Werkzeug zur Erfüllung eigener Pläne. Eine solche Beziehung wird nicht glücklich und erfolgreich sein.

Man sollte sich allerdings schon vordem Gespräch mit dem Therapeuten darüber klar sein, welches das eigene Lebensziel ist. Oder rechtzeitig beginnen, sein Ziel zu suchen – und wenn es ein Leben lang dauert. Hauptsache, man findet es.

Das Universum / Gott liebt Deine Ziele - aber amüsiert sich über Pläne.

Samstag, 21. April 2012

My way: Vorbereitung + Jakobsweg


„Hola, Santiago“ - wieder einen camin(h)o erlebt !! 

Auch an Ende des portugiesischen Jakobsweges, der kürzer, abwechslungsreicher, aber nicht weniger interessant und anstrengend war als der "Klassiker“, der "camino frances",  der „Hape-Kerkeling-Weg“ .

„Hape Kerkeling is a german comedian who wrote a very popular book about his camino experience, that way he is responsible for the popularity of walking caminos in Germany. Comparable to Shirley MacLaine in the USA." Das zumindest bemerke ich regelmäßig ironisch, wenn ich gefragt werde, warum so viele Deutsche Jakobswege laufen.

In der Tat sind erstaunlich viele Deutsche unterwegs, sehr oft auch  -typisch deutsch- perfekt mit Allem ausgerüstet, gegen alle Wetterlagen gerüstet, einem gestrafften Routen- und Tagsplan - und mit etwas verbissenem Blick.

Was mich betrifft, halte ich es seit meinem ersten camino etwas anders. Die (für mich) beste Methode, einen Jakobsweg zu laufen, ist folgende:

Ohne Vorplanung, ohne guidebook, ohne Vorbuchung, ohne Übernachtungsverzeichnis. Mit eingelaufenen Wanderschuhe, 2 Garnituren Wäsche, etwas Unterwäsche und warme Kleidung zusätzlich, 3 Paar Socken, Regenschutz, Puder, Hirschtalg, Pflaster (sterile Nadeln mit Faden gegen Blasen gibt’s in jeder Farmacia für wenig Geld), Waschzeug, Schlafsack, Personalausweis, Bankarte.

Nicht denken, sondern packen, zinfach zum Startpunkt fahren und beim Anblick des ersten gelben Pfeils (oder anderen Wegzeichens): Loslaufen. So wie man halt auch ins tatsächlich Leben geworfen wird: Ohne preparation – man wächst sicher mit den Aufgaben, der Strecke und der (Lauf-) Zeit.

In meinem Leben und auf meinen Caminos habe ich gespürt und mag es fast garantieren: Irgendwas Positives ergibt sich immer, wenn einem etwas auch nur ansatzweise fehlt. Nur Mut! 

Hasta luego, Santiago!


Dienstag, 3. April 2012

Portugal caminho - Rubiaes - Bar / Restaurant „Constantino“



Nach Abschluss meiner heutigen Etappe von nach Rubiaes, genauer gesagt bis nach San Roques (Rubiaes) stellt sich die Frage, wo ich etwas essen kann – Märkte haben nicht mehr geöffnet und es sieht nicht so aus, als sei hier eine Speisemöglichkeit in der Nähe. Die Wirtin der Pension gibt mir einen Tipp: Das Restaurant „Constantino“, wenn ich wolle, würde ich um 19.30 Uhr sogar vom Fahrservice des Restaurants abgeholt.

Ja, warum eigentlich nicht. Dosenpulpo und - sardinen hatte ich schon genug in den letzten Tagen.

Volltreffer!: Das Essen war super! Erst wurde ich von Constantino, dem Padron des Restaurants mit dem Auto vor der Pension abgeholt und bis zu seinem typisch portugiesisch eingerichteten Lokal chauffiert. Ich hatte so einen Riesenhunger... seit drei Tage die erste warme Mahlzeit....

Und wie wars? „Ja“ muss ich zum Essen sagen: „super“ ! Gemüsesuppe, danach Schweineschnitzel, perfekt auf den Punkt gebracht (alternativ hätte es Fisch gegeben als Pilgermenü), mit frischen Fritten und Reis + Salatberg + Getränk.

Die Menge? Massen! MASSEN! Und lecker.... schmeckte fast so gut wie wie in Köln im „Max Stark“ (meinem Lieblingsbrauhaus, Ecke Thürmchenswall / Cleverstr. ). Der Unterschied: In Köln würde dies Menü mit ca. 20 € zu Buche schlagen, ohne Getränke (versteht sich) hier gabs das alles für wirklich Pilger gerechte 7,50 €..... mmmmmhhh.... Und zurück gefahren wurde ich auch noch.

Um die Sache (und meinen Verdacht) für mich aufzuklären, fragte ich nach dem Essen die junge Köchin und zugleich Frau hinter der Theke, ob sie Christin de Silva sei, ich hätte heute zufällig bei einer Unterkunftsrecherche ihren Namen im Zusammenhang mit dem Restaurant gelesen und ebenso, dass sie mit Ihrem Mann Constantino das Lokal „Constantino“ betreibe, aber lange in Köln gelebt hätte.

Sie war es dann auch. Sie war es. Eine Dreiviertelstunde haben wir uns sodann und „uss dr Lamäng“ über die Domstadt, Deutschland und Portugal unterhalten, auf Deutsch natürlich, Cristina spricht akzentfrei, kam mit 16 nach Köln und ist nach ihrer dortigen Ausbildung bei einem Kölner Geldinstitut aus Heimweh nach Portugal wieder dorthin zurück gegangen (Letzteres kann ich nach einem halben Jahr in Portugal wirklich verstehen). Und sie? Sie ist sehr glücklich mit ihrem jetzigen Leben in Rubiaes , mit ihrem Mann und ihrer kleinen., jetzt zweijährigen Tochter, den Restaurant, das sie im Zwei-Mann-Betrieb betreiben… und so weiter... und so fort.

Nä, nä, wat wor dat schön !!! Was für nette Leute !!

Fazit: Wer also gut,viel und günstig essen möchte auf seinem Caminho von Porto nach Santiago und in oder der Nähe von Rubiaes übernachtet, zum Essen abgeholt werden möchte (selbstverständlich kann man auch laufen), dazu noch ein nettes Gespräch auf Deutsch (oder portugiesisch) führen möchte, dem kann ich Cristina und Constantinos

„Constantinos“
Cafe und Restaurante
Nogueira
4940-133 Cossourado
Tel. 251 782 390
rest_constantino@hotmail.com

nur empfehlen !!

Kleiner Tipp: Jedes Trinkgeld im Lokal erhält Cristina, die es nicht für sich, sondern ausschließlich für die kleine Tochter verwendet.

Aber das braucht ja keiner wissen ;-)))

Montag, 2. April 2012

Weggabelung



Huii...offene, gelassenen und dankbaren Annehmen von Entwicklungen entwickelt sich in unserem Plan-Be derzeit wieder weitergehender als gedacht und völlig anders als erwartet, aber – denke ich – Erwartungen schreien ja sowieso förmlich danach, n i c h t erfüllt zu werden, wenn man irgendwie persönlich vorankommen will. Kurzum: Die erste „richtige“ Erntesituation auf dem Plan-Be-Weg hat sich mit Wucht ergeben:

An der letzten Gabelung hat sich Stefanie entschieden, (zunächst) einen eigenen, von meinem getrennten Weg zu gehen. Sie wählte mit ihren neueren Schuhen den kürzeren, steileren Weg mit sachkundiger Führung - der Weg der Ausdauer, den ich bevorzuge, den mit weniger heftig steilen Passagen, dafür ständig und stetig ansteigend, der mit dem sichtbaren Geröll, der weniger gut bekannte, aber auch der, auf dem jederzeit Überraschungen möglich sind.  , war ihr nicht anstrengend, aufregend und herausfordernd genug.  Aber auf beiden Wegen gibt es für jeden von uns unendlich viel zu entdecken.

Stefanie freut sich, weil es ihr vorkommt, als habe die ganze Entwicklung der letzten 20 Wanderjahre, das kontinuierliche Loslassen eines konventionellen Lebens peu-a-peu dazu geführt, ihr nun den Willen, die Kraft und Entschlossenheit gegeben, selbstbewusst, zuversichtlich und mit ihrer ganzen Ausstrahlung als Vollblutfrau ihren eigenen Weg gehen zu können, selbstbewusst und spontan begeistert. Sie wird ihrem Beruf treu bleiben, soweit er ihr hilft, die elementaren Lebenskosten in Portugal zu decken.

Schreinerlehre ?

Und ich freue mich , einem weiteren Etappenziel näher kommen zu können, nämlich einen Traum zu verwirklichen und einen handwerklichen Beruf zu lernen – die Juristerei ist jedenfalls nicht meine Traumprofession. Schon seit ich denken kann, hatte ich lernen wollen, richtig mit Holz umgehen, es gekonnt zu bearbeiten und zu gestalten. Und die vielen handwerklichen Tätigkeiten der letzten Jahre brachten mich dem Holz immer näher. Resümiert heißt das: Schreinern fasziniert mich! Dafür den Amateurbereich verlassen zu dürfen, ist wieder ein Schritt weiter auf dem Weg, all meine kreative Ideen umzusetzen.

Wo, in welchem Land und bei wem, steht noch in den Sternen. Deutschland ist o.k., allein schon, wegen der Qualität der Ausbildung. Ist ja nur für ein paar Jahre, da auch mich Portugal für sich eingenommen hat. Gibt es da unter den Lesern einen freigeistigen, kreativen Schreinermeister für einen unüblichen, gestandenen, neugierigen, bestens ausgebildeten, mutigen und fachlich begeisterten Azubi?

Wir beide sind jedenfalls dankbar für die ganzen Jahre, in denen wir uns kennen lernen und miteinander reden, auf unserem Weg mit all den kleinen und großen Hindrnissen begleiten und unterstützen durften – und auch dafür, dass die Entscheidung an der letzten Gabelung eine freiwillige war, und nicht der Gefährte unerklärbar oder wegen eines Unfalls plötzlich von der Seite gerissen wurde.

So ist es also eine Art Zwischenernte unserer Reise.

Jakobsweg, Portugal

Zuvor aber habe ich mich wieder einmal auf Alleinwanderschaft begeben. Nach dem „Camino Frances“ von 2099 ist es diesmal - wieder nur mit einem Minimum an Ausrüstung - der Portugiesische Jakobsweg, der „caminho portoguese“, von Porto bis nach Santiago de Compostella in Spanien.in ich nun in Ponte de Lima um mache etwas Pause. Die Stadt erwacht gegen 9.30 Uhr langsam zum Leben, die (wenigen) Plätze und Geschäfte füllen sich mit Menschen.

Nach drei Tagen unentwegter Wanderei bin ich nun in Ponte de Lima und gönne meinen Füßen einen Tag Pause. Anders als der Camino Frances hat man auf dem portuguiesischen Jakobsweg sehr viele Kopfsteinpflaster „portuguesian art“ zu bewältigen – das strapaziert die Füße mehr als gedacht. Über die öffentlichen Lautsprecher der Stadt läuft im Hintergrund Frank Sinatra, derzeit „My way“ -  Zufall ;-))

Nur, wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden


 Btw: Den Plan-Be-Blog und die Seite werde ich weiter führen und auch in Zukunft weiter von mir / uns erzählen. Warum auch nicht? 

Samstag, 11. Februar 2012

Früchte aus Nachbars Garten...

Früchte aus Nachbars Garten

Irgend muss ich an dieser Stelle einmal anmerken:

Es ist irgendwie eine sehr ungewöhnliche Startphase in ein neues Jahr, vor Allem, weil mir auffällt, wie gut den Menschen doch die Früchte aus Nachbars Garten tun. Natürlich gibt es „täglich Alltägliches und Schmerzliches“ wie zum Beispiel:

  • Einer der lieben Menschen, die wir auf unserem Weg kennen lernen durften, ist todtraurig, weil kurz nach Jahresbeginn der Bruder qualvoll starb (und wir wissen nicht so recht, was wir machen sollen),
  • unser Kater Janosch wurde in Deutschland eingeschläfert
und nicht ganz gewöhnliches, wie zum Beispiel
    • hier in Zentralportugal herrschen (ebenso wie in Deutschland) arktische Verhältnisse mit Temperaturen um minus 8 Grad Celsius) – auf so etwas sind auch die portugiesischen Häuser von der Bauweise nicht eingerichtet, es ist also „schweinekalt“, selbst mit angefachtem Holzfeuer,
    • scheint bisher unablässig tagsüber die Sonne, a b e r : dementsprechend hat es bisher auch noch nicht geregnet – denn normalerweise fällt der Regen für das gesamte Jahr bis März und Dauerregenperioden zwischen November und März sind keine Seltenheit. Dies bedeutet für den Sommer Wasserknappheit und ungeheuer große Waldbrandgefahr.

    Andererseits stellt sich unser „Aufenthaltsort“ in Portugal als ein großer Garten dar, in dem sich freundliche Menschen aller Nationen aufhalten. Unter den Menschen, die wir kennen gelernt haben, sind beispielsweise solche aus unseren Nachbarländern Portugal (selbstverständlich), Deutschland (von denen einige auch portugiesisch sprechen), Holland, Belgien, Frankreich, Südafrika, Mexiko. Wieder einmal bemühe ich Mr. Spock: Faszinierend, einfach faszinierend...

    Und das Kennenlernen ist oft weniger kompliziert als gedacht: Gestern arbeiteten wir im Garten unseres derzeitigen hosts in Balsa, einen 100-Seelen-Ort irgendwo in Zentralportugal, als der die Rinden seiner Olivenbäume reinigende, ältere portugiesische Nachbar uns und unseren „Arbeitgeber“ Jacky sieht und spontan einlädt, mit ihm auf seinem Grundstück (das ist selten in Portugal, sehr, sehr selten !!) ein Glas Wein aus eigenem Anbau zu trinken. Jetzt gleich – natürlich !

    Bei dem damit verbundenen lustigen Gespräch stellte sich dann heraus, dass er - der Nachbar - durchaus Deutsch ´versteht; mit glänzenden Augen erzählte er, dass er 12 Jahre in Deutschland gearbeitet habe, in einer Landschaftsgärntnerei, „Breuer“ (oder so ähnlich) im Burscheid, also ganz, ganz, ganz in der Nähe meiner „Heimatstadt“ Leverkusen. Sein Einsatzgebiet lag während dieser 12 Jahre zwischen Burscheid, Wermelskirchen. Leverkusen und Wuppertal.

    Das war dann glatt noch ein zweites Glas Wein wert ;-))

    Ja, ja – so ist das mit Früchten aus Nachbars Garten....

    Donnerstag, 2. Februar 2012

    Ein Kommen und Gehen...

    ...ist das derzeit hier – unglaublich ! Faszinierend, um es mit Mr. Spock zu sagen.

    Wir sind jetzt seit sechseinhalb Wochen in Gravito, und ebenso lange alleine am/im Haus und auf dem Grundstück. Es kommt uns gar nicht so lange vor und es würde noch länger gehen. So schön ist es hier.

    Ein paar Male kamen uns Shobas Verwandte Amadino und Maria Clara besuchen, ein rührend nettes Rentnerehepaar, das uns jedesmal frisches Obst mitbrachte, ein paar Male kam Jackie vorbei, einige wenige Male erschienen fremde Besucher für einen Plausch auf English, Radebrach-Portugiesisch oder gar gebrochen Deutsch-niederländisch-englisch-belgisch-französisch. Kommt mir nicht so vielsprachig vor, geht aber letztlich auch nicht anders. Man kommt schon zurecht, wenn es denn gehen muss...

    Gibt es für ein solches Kauderwelsch eigentlich einen adäquaten Namen?

    Also, 6 ½ Wochen mit basic instincts, sozusagen. Aber: Der gefürchtete Shining-Effekt hat sich bei uns zu keinem Zeitpunkt eingestellt ;-))

    Am letzten Sonntag sind Miguel und Shobha wieder gekommen. Für uns bedeutete dies: Langsam auf ein Gehen vorbereiten. Unsere Absprache war zwar, dass wir selbstverständlich den Februar bleiben können, aber das kommt ja immer darauf an, und man will ja keinem auf die Nerven gehen. Zumal die drei (inklusive Söhnchen Saul) jetzt fast 2 Monate weg waren und sich in ihrem Heim erst einmal wieder reorganisieren müssen. Und da gibt es naturgemäß noch gar nicht so viel zu tun am Haus, im Garten und auf dem gesamten Grundstück. Aber das kommt schon noch...

    Also haben wir uns vorgenommen, den Standort zu wechseln, komme was da wolle, traurig zwar, aber schließlich wollen wir den ownern ja auch Ihre Ruhe gönnen.

    Gestern nun kommen Jackie und seine Frau Frie in Gravito vorbei und bieten uns unverhofft an, die nächste Zeit bei Ihnen in einem Nachbarort – konkret: In ihrem Gästehaus - zu bleiben: Es gebe genug zu tun (doing some maintances, building a woodshed, building a wallcover, building a natural and wooden stair, installing a garden pump, collecting wood for the next winter an so on...) und da kämen wir gerade recht: Mit unserem Elan und unseren Persönlichkeiten. How nice...

    Und wir wohnen im Gästehaus wohnen: ca. 35 qm, mit allem Komfort...

    Gesagt, getan: Also bat uns Miguel, doch wenigstens auch in den nächsten Wochen gelegentlich zum Arbeiten vorbeizukommen, so etwas 1 Tag pro Woche - gegen köstliches Essen beispielsweise. Miguel träumt (auch) unseren Traum. Eine „community in spirit“, die sich gegenseitig hilft. Nicht gegen Geld, sondern sozusagen im Leistungsaustausch. You might call it „talents exchange“ - perhaps.

    So ähnlich ist auch der Grundgedanke der „ausländischen“ Männergruppe, zu deren Treffen ich letzten Donnerstag mitgegangen bin. „Männergruppe“ hört sich vielleicht etwas blöd an, aber der Grundgedanke ist, eine Solidar- und Gefahrengemeinschaft zu schaffen. Mir (und ich bin weiß Gott kein Gruppentyp, schon gar kein „Männergruppentyp – mir fallen dann immer diese „antisexistischen Männerfrühstücksrunden“ in der Alten Feuerwache in Köln ein, die ich so wenig anziehend finde) hat das richtig, richtig Spaß gemacht. Und ich habe dort sehr, sehr nette Männer kennen gelernt.

    Überhaupt haben wir dafür, das wir nur so kurze Zeit und überwiegend allein hier waren, sehr viele Menschen, sehr nette Menschen, kennen gelernt. Aber: Menschen kommen, Menschen gehen....

    Nun denn, Shobha und Miguel waren am Sonntag wieder zurück – und am Montag haben wir dann Post bekommen. Zwei Karten, zwei Weihnachtskarten, die seit Wochen ein einsames Dasein im Briefkasten frönten. Wir hatten nämlich keinen Briefkastenschlüssel gefunden, und da es zum Briefkasten auf relativ ebener Strecke ca. 4 km sind und die kürzere Strecke (ca. 1 km quer durch den Wald ) ist mit einem Nicht-Allrad-KFZ kaum zu bewältigen und auch zu Fuß nicht sooo besonders attraktiv ist, sind wir dort nach dem ersten misslungenen Versuch, den Briefkasten zu öffnen, seit Ende Dezember einfach nicht mehr aufgetaucht. Wozu auch? Wir kommen dort an und dürfen unverrichteter Dinge wieder gehen?

    Die Karten kamen also just an dem Tag, an dem unser "Auftrag" hier endete", an dem wir wussten, dass die Abreise naht. Und zudem hatten wir an diesem Tag telefonisch die Mitteilung bekommen, das "Janosch", unser grauer Kater, im Alter von nahezu 18 Jahren eingeschläfert wurde.

    Janosch, unser Begleiter, den wir damals quasi als Sechs-Monats-Baby quasi aus der Mülltonne eines Kölner Hinterhofes gezogen haben. Er habe geschnurrt, als ihm die Spritze angesetzt wurde, wurde uns gesagt. Wir kennen das: Er hatte immer soooo viel Vertrauen in Menschen gehabt, wenn sich eine Hand näherte, er hat eigentlich immer geschnurrt...

    Und dabei war es eigentlich nur die Beruhigungsspritze v o r  der eigentlich letalen, die er da bekommen hatte. Im Nachhinein glaube ich, nur sein starkes Herz hat diesen kleinen Körper noch am Leben erhalten, Niere und Leber waren wohl schon am Ende. Bestimmt hat er geschnurrt, weil er dankbar war, endlich gehen zu dürfen...

    Also, just an diesem Tag haben uns die beiden Weihnachtskarten mit ihren Wünschen erreicht und uns den Tag daher sehr versüßt und uns getröstet, also genau im richtigen Augenblick Licht und Freude gebracht  !!

    Vielleicht sollte es so kommen?

    Hm... das Leben ist ein ständiges Kommen und Gehen. Man muss loslassen lernen....

    … nur der Frühling will noch nicht kommen und der Winter noch nicht gehen. Es sind immer noch täglich nachts Temperaturen um bis zu -5 Grad und tagsüber um die 5-10 Grad ohne und 12-17 Grad mit Sonnenschein. Es ist zu trocken für die Jahreszeit. Heute hat es das erst Mal seit sechseinhalb Wochen etwas geregnet.

    Portugal halt.

    Mittwoch, 11. Januar 2012

    Jeder ist ein Esel...

    .. der sich vor irgendeinen Karren spannen lässt.
    Noch schlimmer, wenn er den Versprechungen glaubt, es sei sein eigener.